In nur wenigen Stunden verwüstete der Jahrhundertsturm Felder, Weinberge und Wälder. Häuser und Autos wurden beschädigt, unzählige Tiere fanden den Tod.
Dachziegel und Fenster wurden zerschmettert und die in die Häuser fallenden Hagelkörner schmolzen und sorgten für Überschwemmungen.
Straßen waren so dicht mit Zweigen, Blättern und toten Vögeln übersät, dass das Wasser nicht mehr in die Kanäle ablaufen konnte.
Der Schaden war immens. In Bayern allein belief er sich auf rund zwei Milliarden Mark war die teuerste Naturkatastrophe seit dem Zweiten Weltkrieg.
Fast 1000 Menschen erlitten teilweise schwere Verletzungen, 8 Menschen starben.
Auch die Feuerwehr Grasbrunn war wegen vollgelaufener Keller und undichten Dächern im Dauereinsatz. Auf der Rückfahrt von einem Einsatz im Finkenweg zu einem weiteren Einsatzort kippte das Löschfahrzeug LF8 auf der Wasserburger Landstraße um und erlitt einen Totalschaden. Fahrer war der damals 25-jährige Feuerwehrmann Rolf Katzendobler.
In Neukeferloh traf es besonders die Gärtnerei Hagl an der Fritz Bonnet-Straße, wo heute die
Wohnsiedlung “Am Grünhaus” steht. Sämtliche Gewächshäuser und die sich darin befindenden Pflanzen und Blumen wurden vollständig unter Hagelkörner und Glassplittern begraben und zerstört.
Die Bilder vom Tag danach waren schockierend. Felder waren mit einer dicken Eisschicht bedeckt, Bäume entwurzelt, Dächer abgedeckt. In vielen Orten herrschte Chaos und Verzweiflung.
Auch die Landwirtschaft war schwer getroffen. Die Hagelkörner zerstörten unzählige Hektar von Getreide-, Obst- und Weinanbauflächen. Die wirtschaftlichen Auswirkungen für die betroffenen Bauern waren verheerend, und es dauerte Jahre, bis sich die Agrarwirtschaft von diesem Schlag erholte.
Die Hilfsbereitschaft war jedoch groß. Tausende Helfer aus dem In- und Ausland kamen nach Bayern, um beim Aufräumen zu helfen. Die Bundesregierung stellte Soforthilfen in Höhe von 500 Millionen Mark zur Verfügung.
Langfristig führte die Katastrophe zu verstärkten Bemühungen im Bereich des Katastrophenschutzes und der Wettervorhersage. Die Ereignisse vom 12. Juli 1984 zeigten eindringlich, wie wichtig eine frühzeitige Warnung und effiziente Schutzmaßnahmen sind, um die Auswirkungen solcher Naturgewalten zu minimieren.
Der Bayerische Rundfunk hat in der Doku “Als in München die Welt unterging: Der Hagel von 1984” mit Zeitzeugen gesprochen.
Beitragsfoto: Diese Bild ging um die Welt – Vaterstettens damaliger Bürgermeister Hermann Bichlmair mit einem Hagelkorn. © Gemeinde Vaterstetten
Wir waren in geselliger Runde im Keferloher Biergarten als der Himmel über uns schwefelgelb wurde. Ich drängte zum Heimfahren, was mein Mann und ich auch augenblicklich machten. Die Anderen, habe ich erfahren, verkrochen sich unter den Biertischen und ihre Autos…
Mein Mann kam noch in die Garage, aber nicht mehr raus und ich in letzter Sekunde ins Haus. Dort stürmte ich in alle Zimmer und ließ die Rolladen runter. Lieber kaputte Rolläden als kaputte Fenster, meine Spontanüberlegung.
Im Heizungskeller war das Kellerfenster aufgedruckt und der Fensterschacht bis obenhin mit Eisbrocken gefüllt.
Im großen Kellerschacht lag, wie ein grauer Putzlumpen, mein Kätzchen… Ich holte es heraus wickelte es in Handtücher und sie hatte tatsächlich alles überstanden.
Sobald die Straßen wieder befahrbar waren, klapperte mein Mann sämtliche in Niederbayern noch vorhandene Ziegeleien ab. Dann, festgebunden am Kamin, wechselte er alle zerborstenen Dachziegel aus…
Und jetzt, nach dieser langen Zeit, als ich mein Haus sanierte, konnte ich dem Dachdecker noch Dachziegel aus diesem Bestand durch die Dachluke reichen..
Ja, wir sind noch gut davongekommen, Gott sei dank…