Die Hoffnung war groß, als das Unternehmen Unsere Grüne Glasfaser (UGG) im Herbst 2024 bekannt gab, die Gemeinde Grasbrunn flächendeckend mit Glasfaseranschlüssen zu versorgen. Es gab Infoveranstaltungen, Bürger konnten Verträge abschließen, und auch die Gemeinde zeigte sich optimistisch. Nun, fast ein Jahr später, ist von sichtbarem Fortschritt noch nichts zu sehen – und der Baustart wurde in der aktuellen Pressemitteilung vom 30. Juni 2025 offiziell auf das Jahr 2026 verschoben.
Die Begründung: Man wolle eine saubere Planung ohne Schnellschüsse im Winter, um unnötige Baustellen und provisorische Schließungen zu vermeiden. Ein nachvollziehbares Argument – doch gleichzeitig bleibt die Frage, warum sich die Planung so lange hinzieht.
Wie Grasbrunn Aktuell im Oktober 2024 berichtete, sollte der Ausbau ursprünglich 2025 beginnen. Jetzt heißt es, man wolle 2025 für die finale Planung nutzen und dann „sorgfältig“ in 2026 starten. Für viele Bürgerinnen und Bürger, die bereits Verträge mit UGG abgeschlossen haben, ist diese Verschiebung enttäuschend – zumal konkrete Informationen zu Zeitplan und Straßenzügen (LLD) nach wie vor ausstehen.
Auch der Blick in andere Gemeinden zeigt, dass Grasbrunn mit der Verzögerung nicht allein dasteht. In Vaterstetten, wo nicht UGG, sondern die Deutsche Telekom und Avacomm den Glasfaserausbau angekündigt hatten, herrscht seit Monaten Stillstand. Teilweise wurden Straßen und Gehwege in kurzen Abständen von beiden Unternehmen freigelegt, um die jeweils eigenen Glasfaserkabel zu verlegen. Avacomm warf der Telekom vor, strategisch vorzugehen, um die Konkurrenz zu behindern. Die Telekom bestritt dies und verwies auf technische Gründe. Versuche der Gemeinde Vaterstetten, beide Firmen zu einer Abstimmung zu bewegen, sind gescheitert.
Verschärft wird die Unsicherheit durch Berichte aus der Fachpresse. Laut Golem.de und der Wirtschaftswoche hat die UGG ihr Expansionsteam aufgelöst und konzentriert sich derzeit auf die Fertigstellung laufender Projekte. Die Übernahme des angeschlagenen Anbieters Infrafibre durch die Allianz-Gruppe hat offenbar Ressourcen gebunden, sodass man sich nun auf bereits begonnene Vorhaben beschränkt.
Für Grasbrunn ist dabei nicht ganz klar, wo das Projekt tatsächlich steht: Handelt es sich bereits um einen laufenden Ausbau oder noch um ein geplantes Vorhaben? Bisher wurde zwar kommuniziert, dass Grasbrunn weiter auf der UGG-Ausbauliste steht – doch wie verbindlich ist das?
Gerade in ländlichen Gemeinden wie Grasbrunn ist der Glasfaserausbau ein wichtiges Infrastrukturprojekt. Schnelles Internet ist längst kein Luxus mehr, sondern Voraussetzung für moderne Arbeits- und Lebensverhältnisse – ob im Homeoffice, beim Streaming oder für die digitale Bildung.
Dass sich Projekte dieser Größenordnung verschieben können, ist verständlich. Doch es braucht jetzt verlässliche Aussagen und transparente Kommunikation – sowohl seitens des Unternehmens als auch von der Gemeinde.
Was bleibt offen?
- Wann wird der konkrete Bauzeitenplan veröffentlicht?
- Was passiert, wenn der Baustart sich weiter verzögert?
- Welche Absicherung gibt es für bereits abgeschlossene Verträge?
- Und: Gibt es Alternativen, falls UGG den Ausbau nicht wie geplant umsetzt?
Grasbrunn steht beim Glasfaserausbau aktuell auf Pause – zwar mit Aussicht auf Fortschritt, aber ohne sichtbare Bewegung. Es bleibt die Hoffnung, dass es 2026 endlich losgeht. Wichtig ist jetzt, dass Gemeinde und Anbieter die Bürger auf dem Weg dorthin mitnehmen – ehrlich, aktuell und klar.
Weiterführende Artikel bei Grasbrunn Aktuell:
- Unsere Grüne Glasfaser will Grasbrunn mit Glasfaseranschlüssen versorgen (24.10.2024)
- Glasfaserausbau in Grasbrunn – Infoabend zur Netzanbindung (11.10.2024)
- Infoabend „Unsere Grüne Glasfaser“ in Grasbrunn (Veranstaltungsankündigung)
- Glasfaser-Ausbau in Grasbrunn und Vaterstetten – ein Überblick (08.04.2024)
Das Glasfaser(Trauer)-Spiel geht weiter: Seit mehr als 15 Jahren wird von den Telekoms verschiedener Couleur immer wieder Hoffnung geschürt, Zuversicht verbreitet, Termintreue gelobt, dann konkrete Planung verzögert und schließlich die Realisierung ins Ungefähre verschoben. Grasbrunn ist dafür ein typischer Fall. Mittlerweile ist auch hier der Zug für einen kommunalen Netzausbau aufgrund gestiegener Kosten und fehlender Finanzmittel nahezu abgefahren. Und wir telekommunizieren weiter in atemberaubender Langsamkeit und schwindender Qualität. Fun-Fact am Rande: Habe gestern in Zentral-Neukeferloh mit einem Journalisten in Zentral-Deutschland telefoniert. Beide Gesprächsteilnehmer wünschten sich die gute, alte Analog-Telefonie zurück (weil zuverlässiger).
Sollte das Thema Ausbau Geothermie-Wärmenetz sich planungs- und terminmäßig genauso entwickeln, wofür einiges spricht, dann könnte man die dafür nicht benötigten Millionen vielleicht ja doch noch eines Tages in ein kommunales Glasfasernetz umleiten. Grasbrunn-Aktuell ist im Übrigen mittlerweile das einzige Medium, das dieses Thema vertiefend behandelt. Weiter dranbleiben!