Oftmals setzen Tierfreunde ihre Fische aus falsch verstandener Tierliebe in Seen und Weiher aus, ohne die weitreichenden Folgen für die heimische Flora und Fauna zu bedenken.
Der jüngste Fall am Eglfinger Weiher in der Gemeinde Haar zeigt eindrucksvoll, wie menschliche Eingriffe ein natürliches Gewässer aus dem Gleichgewicht bringen können. Der Weiher, ein beliebtes Naherholungsgebiet, kämpft mit den Folgen einer Kettenreaktion, die durch das illegale Einsetzen von Goldfischen ausgelöst wurde.
Goldfische, die aus heimischen Teichen oder Aquarien in Naturgewässer ausgesetzt werden, können sich dort rasch vermehren. Sie sind nicht nur eine invasive Art, die mit den einheimischen Fischen um Nahrung konkurriert, sondern tragen auch zur Verschlechterung der Wasserqualität bei. Ihr Kot und abgestorbene Pflanzenreste sinken auf den Grund des Gewässers und sorgen für eine Nährstoffanreicherung, die das Wachstum von Algen und anderen Wasserpflanzen fördert. Am Eglfinger Weiher wuchert insbesondere die Wasserpest, eine invasive Pflanze, die das Gewässer in den Sommermonaten fast vollständig bedeckt und damit andere Pflanzenarten verdrängt.
Um den Weiher zu retten, wurde eine umfassende Strategie entwickelt, die auch das Prinzip der „Biomanipulation“ umfasst. In Haar wurde dabei eine Kombination aus mechanischer Entfernung der Wasserpest und der Einführung von Raubfischen wie Hechten und Barschen gewählt. Diese sollen die Population der Goldfische auf ein verträgliches Maß reduzieren. Es handelt sich hierbei um einen langfristigen Prozess, der einige Jahre in Anspruch nehmen wird. Dennoch hoffen die Verantwortlichen, dass diese Methode die Situation nachhaltig verbessert.
Zusätzlich zur Reduzierung der invasiven Arten soll der Eglfinger Weiher zu einem einzigartigen Naturschutzprojekt werden. In Zusammenarbeit mit der Fachberatung für Fischerei des Bezirks Oberbayern und dem Umweltamt der Gemeinde Haar werden heimische, bedrohte Arten wie Edelkrebse und Malermuscheln angesiedelt. Diese Arten erfüllen wertvolle ökologische Funktionen: Die Malermuscheln wirken als natürliche Wasserfilter, während die Edelkrebse in ihren neuen Lebensräumen zur Biodiversität beitragen.
Problematik des illegalen Fischbesatzes: Kein Einzelfall
Die Herausforderungen, die durch das illegale Aussetzen von Fischen entstehen, sind nicht nur in Haar ein Thema. In vielen bayerischen Gewässern, darunter auch am Starnberger See oder am Ammersee, sind ähnliche Probleme bekannt. Der Verzicht auf das Aussetzen fremder Arten ist deshalb eine Grundvoraussetzung für den Erhalt ökologisch intakter Gewässer.
Um dem Problem langfristig entgegenzuwirken, sind Aufklärung und Prävention entscheidend. Umweltbehörden und Naturschutzvereine setzen auf Information, um das Bewusstsein für die Konsequenzen solcher Handlungen zu schärfen. Eine zentrale Maßnahme ist der Hinweis an die Bevölkerung, dass Fische weder gefüttert noch ausgesetzt werden dürfen. Dies war auch eine klare Botschaft des Umweltamtsleiters Andreas Nemetz an die Haarer Bürgerinnen und Bürger.
Die Rolle der Gemeinde und zukünftige Projekte
Das Engagement der Gemeinde Haar und des Bezirks Oberbayern könnte Vorbildcharakter für andere Kommunen haben. Durch die enge Zusammenarbeit bei der ökologischen Aufwertung des Eglfinger Weihers entsteht ein Modellprojekt, das nicht nur die lokale Biodiversität schützt, sondern auch das Bewusstsein für den Umgang mit Naturweihern schärfen kann. Weitere Initiativen, die gezielt auf die Wiederansiedlung gefährdeter Arten abzielen, könnten folgen.
Quelle: Gemeinde Haar
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