Sandra Mastropietro: Die Extremsportlerin aus Grasbrunn im Gespräch

Ob Ultra-Marathons, Transalpine Runs oder 100-Meilen-Rennen – Sandra Mastropietro ist eine echte Kämpferin, wenn es um sportliche Herausforderungen geht.
Sandra Mastropietro: Die Extremsportlerin aus Grasbrunn im Gespräch

Doch nicht nur auf der Laufstrecke, sondern auch im Alltag beweist sie Durchhaltevermögen. Als Mental Coach, Journalistin, Buchautorin und zweifache Mutter jongliert sie zahlreiche Aufgaben und kennt die täglichen Stressfaktoren nur allzu gut. Genau darüber schreibt sie in ihrem neuesten Buch „Stärker als der Stress“, das sie gemeinsam mit ihrem Partner Sebastian Hallmann veröffentlicht hat. Darin gibt sie wertvolle Tipps, wie man mentale Stärke aufbaut, Herausforderungen meistert und trotz vollem Alltag ein erfülltes Leben führt.
Im Interview sprechen wir mit Sandra über ihre große Leidenschaft für das Laufen, mentale Resilienz und darüber, wie sie es schafft, Familie, Beruf und Sport unter einen Hut zu bringen. Zudem gibt sie wertvolle Tipps für Laufanfänger*innen und all jene, die an ihrer mentalen Stärke arbeiten möchten.

Grasbrunn Aktuell: Sandra, du hast an über 50 Ultra-Marathons und zahlreichen Extremrennen teilgenommen. Was motiviert dich immer wieder, diese Herausforderungen anzunehmen?

Sandra Mastropietro: Es ist die pure Freude an der Bewegung in der Natur und die Neugier, meine eigenen Grenzen immer wieder neu zu entdecken. Jedes Rennen ist eine einzigartige Reise, sowohl körperlich als auch mental. Ich sehe das als Art Kurzurlaub vom Alltag. Das Handy ist aus, der Fokus nur auf der Fortbewegung und dem eigenen Körpergefühl. Welch Luxus!“

Grasbrunn Aktuell: Dein erstes großes Rennen war 2011 nach der Geburt deines Kindes. Was hat sich seitdem in deinem Laufstil und deiner Einstellung zum Laufen verändert?

Sandra Mastropietro: Ich bin gelassener und natürlich auch erfahrener geworden. Anfangs war es mehr ein ‚Augen zu und durch‘ – ein irgendwie wieder fit werden, heute laufe ich bewusst und genieße jeden Kilometer.“

Grasbrunn Aktuell: Du hast das „Dragons Back Race“ als dein bisher härtestes Rennen bezeichnet. Wie gehst du mental mit solchen extremen Herausforderungen um?

Sandra Mastropietro: In solchen Momenten hilft es, den Fokus auf den nächsten kleinen Schritt zu legen. Ich visualisiere positive Bilder und erinnere mich an mein persönliches WARUM. Nietzsche hat mal im übertragenen Sinne gesagt: Wer ein Warum hat, der erträgt fast jedes Wie. Das stimmt. Ach ja: und natürlich hilft auch eine Portion Eigenhumor, um schwierige Situationen zu meistern.“

Grasbrunn Aktuell: Gibt es ein Rennen, das du unbedingt noch laufen möchtest?

Sandra Mastropietro: Puhhhh, schwierig. Um ehrlich zu sein: nein. Ich durfte durch den Laufsport so viel erleben; bin unterschiedlichste Rennen in sämtlichen Formaten in vielen Ländern dieser Erde gelaufen – und konnte immer mit einem Lächeln die Ziellinie erreichen. So ein Privileg. Alles, was jetzt noch kommt, ist Bonus.“

Grasbrunn Aktuell: Du arbeitest als Mental Coach und hältst Motivationsvorträge. Welche mentalen Strategien empfiehlst du Sportler*innen, um durchzuhalten – besonders in Krisenmomenten?

Sandra Mastropietro: Sowohl im Sport als auch im normalen Alltag empfehle ich, sich realistische Ziele zu setzen, positive Selbstgespräche zu führen und Visualisierungstechniken anzuwenden. Wichtig ist auch, den Fokus auf das zu legen, was man kontrollieren kann, und akzeptieren zu lernen, was man nicht ändern kann.“

Grasbrunn Aktuell: Dein neues Buch „Stärker als der Stress (Link zum Buchladen Vaterstetten)“ gibt praktische Tipps zur Resilienz. Welche der Methoden wendest du selbst am häufigsten an?

Sandra Mastropietro: Ich selbst versuche Achtsamkeit (ein leider inzwischen inflationär genutztes Wort) und Positives Denken nicht nur anzuwenden, sondern „zu leben“. Also: verinnerlichen und instinktiv anwenden. Das klappt natürlich nicht immer, aber das ist ganz normal. Resilienz ist nämlich auch bereichsspezifisch.

Grasbrunn Aktuell: Gibt es einen Unterschied zwischen mentaler Stärke im Sport und mentaler Stärke im Alltag?

Sandra Mastropietro: Das ist eine wirklich tolle Frage. Danke! Die Prinzipien sind die gleichen, aber die Anwendungen variieren. Im Sport geht es oft um Spitzenleistungen unter Druck, im Alltag eher um den Umgang mit Stress und Herausforderungen. Aber in beiden Bereichen ist Resilienz entscheidend.“

Grasbrunn Aktuell: Mutter, Journalistin, Coach und Extremläuferin – wie bekommst du alles unter einen Hut?

Sandra Mastropietro: Es ist ein ständiges Jonglieren, aber mit entsprechender Flexibilität sowie der Unterstützung meiner Familie klappt es. Ich versuche, jede Rolle bewusst zu leben und mir -genauso bewusst- Auszeiten zu nehmen. Selfcare ist eben mehr als das Klischee von Schaumbädern und Prosecco in der Hand.“

Grasbrunn Aktuell: Viele Menschen haben Schwierigkeiten, Sport in den Alltag zu integrieren. Was sind deine besten Tipps für Laufanfänger*innen mit wenig Zeit?

Sandra Mastropietro: Schon 20-30 Minuten Bewegung am Tag machen nachweislich einen Unterschied. Nutzt kurze Pausen, steigt vielleicht mal eine Busstation eher aus oder verabredet euch mit Freunden zum Laufen/Walken im Wald. Und wichtig: Habt vor allen Dingen Spaß dabei! An Tagen, die bei mir besonders „wild“ waren und so gar nichts geklappt hat, wie ich es mir vorgenommen habe, mache ich am Abend 10 Minuten Yoga mit einer App. Wir haben ja theoretisch alle Möglichkeiten – wir müssen sie nur nutzen und auch mal mit kurzen „Intermezzos“ zufrieden sein und die „Ganz oder gar nicht“ Philosophie hin und wieder mal über Board werfen. 😉

Grasbrunn Aktuell: Du läufst teilweise mit Kinderwagen oder planst das Training um die Familie herum. Wie erleben deine Kinder deinen Sport?

Sandra Mastropietro: Ich glaube, oder besser: ich hoffe, sie lernen dadurch, dass man mit Leidenschaft und Ausdauer viel erreichen kann. Auch, dass es wichtig ist, für seine Dinge einzustehen – mögen diese in den Augen der anderen noch so verrückt erscheinen. Beide Kinder sind übrigens sehr gerne aktiv und viel an der frischen Luft. Die Kleine tanzt Ballett bei Dance4Fun in Grasbrunn und die Große spielt Volleyball in Riem. So hat jeder sein Hobby und wir erweitern gegenseitig unseren Horizont.“

Grasbrunn Aktuell: Dein Buch „Simply Running (Link zum Buchladen Vaterstetten)“ zeigt, wie sich Laufen in den Alltag integrieren lässt. Was ist die wichtigste Botschaft daraus?

Sandra Mastropietro: Laufen ist für jeden möglich und kann ein fester Bestandteil des Alltags werden. Es geht nicht um Perfektion, sondern um die Freude an der Bewegung und das Wohlbefinden.

Grasbrunn Aktuell: In „Transalpine Run (Link zu Amazon)“ schreibst du über eines der härtesten Etappenrennen der Welt. Was war die wertvollste Lektion, die du aus diesem Rennen mitgenommen hast?

Sandra Mastropietro: Die Bedeutung von Teamgeist und Zusammenhalt. In solchen Extremrennen ist man aufeinander angewiesen, und die Unterstützung der anderen Teilnehmer*innen ist unbezahlbar. Ich bin das Rennen vier Jahre in Folge gelaufen. 2017 wurde mein Bericht dazu für den Deutschen Journalismuspreis in der Kategorie Bergwelten nominiert. So kam es dann über Umwege zum Buch. Inzwischen arbeite ich fest im Presseteam des Veranstalters und darf das Event „hinter den Kulissen“ wahrnehmen. Das ist zwar ganz anders, die Lektion -egal ob als Läufer oder Crew Mitglied- ist aber dieselbe. „Faszinierend.“

Grasbrunn Aktuell: In deinem Podcast „50ShadesOfRunning“ sprichst du über verschiedene Facetten des Laufens. Welche Themen faszinieren dich dort am meisten?

Sandra Mastropietro: In 50ShadesOfRunning spreche ich -leider recht unregelmäßig- mit meinem Mann (einem ehemaligen Profisportler) über alles, was uns in der Sport- und Trainingswelt aktuell auffällt. Wir versuchen, unsere beiden „Welten“ darin zu vereinen. Mich und uns fasziniert vor allem die Vielfalt des Laufens. Es gibt so viele unterschiedliche Disziplinen, Geschichten und Persönlichkeiten. Wir lieben es, diese Vielfalt in unserem Podcast abzubilden. “

Grasbrunn Aktuell: Viele haben Angst vor ihrem ersten Wettkampf. Welche drei Tipps würdest du Laufanfängern geben?

Sandra Mastropietro: Setzt euch realistische Ziele, hört auf euren Körper und habt Spaß! Der Rest kommt von allein.

Grasbrunn Aktuell: Gibt es klassische Fehler, die Anfänger oft machen, und wie kann man sie vermeiden?

Sandra Mastropietro: Oftmals übertreiben Anfänger am Anfang und riskieren Verletzungen. Lasst es langsam angehen, steigert euer Pensum kontinuierlich und gönnt euch ausreichend Pausen. Wer Fragen hat, darf sich natürlich gerne melden!“

Grasbrunn Aktuell: Wie wichtig ist die richtige mentale Vorbereitung für ein Rennen im Vergleich zum körperlichen Training?

Sandra Mastropietro: Die mentale Vorbereitung ist mindestens genauso wichtig wie das körperliche Training. Ein starker Geist kann den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg ausmachen.

Grasbrunn Aktuell: Was war dein schönster Laufmoment bisher?

Sandra Mastropietro: Das ist sehr, sehr, sehr schwer zu sagen. Mir fallen gerade Tausende und gleichzeitig gar keiner, der ganz besonders hervorsticht, ein. Jeder Lauf ist anders, jeder Lauf ist einzigartig. Und genau das ist es, was ich so sehr liebe!

Grasbrunn Aktuell: Gibt es ein persönliches Motto, nach dem du lebst – sowohl im Sport als auch im Alltag?

Sandra Mastropietro: (Lacht) Ich stelle immer wieder bei beidem fest: Nach den härtesten Anstiegen hat man meist den schönsten Ausblick und der Weg zum Ziel ist auch niemals eine Gerade! Zumindest im Trailrunning und im Leben muss man auf dem Weg dorthin echt oft kraxeln, ab und an auch mal hinfallen, wieder aufstehen, wenn’s geht „laufenlassen“, Stehenbleiben und Aussicht genießen, kämpfen, fluchen, weinen, zweifeln, sich selbst gut zureden, auf seinen Körper hören…. ihr merkt schon: Trailrunning und das Leben sind ganz gute Metaphern füreinander 😉

Grasbrunn Aktuell: Welche Projekte stehen für dich als nächstes an – beruflich und sportlich?

Sandra Mastropietro: Diesen Sommer laufe ich beim Swiss Canoyon Trail 166 Kilometer durch die Alpen der französischen Schweiz. Das wird sicher sehr, sehr schön und technisch anspruchsvoll. Genau so, wie ich es liebe! Allerdings bleibt dies vorerst mein einziger, fixer Wettkampf für 2025, denn beruflich geht es heiß her. Nicht nur, dass wir bis zum 31.7. unser Manuskript für das nächste Buch abgeben müssen, auch in unserer Funktion als Head Coaches für unter anderem Sporthaus Schuster und die Volkswagen R Line sind dieses Jahr einige, tolle Projekte zusätzlich zu den regulären Vorträgen und Betriebssportangeboten geplant. Aber wir lieben was wir tun und sind extrem dankbar, dass wir unsere Leidenschaft zum Beruf machen durften.

Grasbrunn Aktuell: Sandra, vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

Wer sich für Sandra und ihre Projekte interessiert, findet viele weitere Informationen auf Sandras Webseite.

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