Aiwanger und Söder: Steigbügelhalter der AfD

Nun ist es offiziell: Die gesamte Aiwanger-Affäre verhilft den rechtsnationalen Kräften in Bayern zu einem weiteren Popularitätsschub bei den Wählern. Davon profitieren die Freien Wähler und die AfD, während alle anderen demokratisch legitimierten Parteien an Zuspruch verlieren.

Wie der aktuelle BR Bayerntrend zeigt, müssen die CSU, die SPD, die Grünen und die FDP teils erhebliche Einbußen hinnehmen, während die Freien Wähler und die AfD an Zustimmung gewinnen. Offenbar wünschen sich die bayerischen Wähler eine Fortsetzung des Status quo bei der CSU und den Freien Wählern. Ganze 51% der Befragten bewerten in der BR-Umfrage eine Koalition zwischen CSU und Freien Wählern als “gut” oder “sehr gut”.

Warum die Befragten zu dieser Einschätzung gelangen, bleibt unklar. Angesichts der anhaltenden Wirtschaftskrise in Bayern, des fehlenden Fortschritts bei der Windkraft und anderen alternativen Energiequellen sowie der jüngsten auffälligen Taktiererei und dem Populismus innerhalb der Führungsebene von CSU und Freien Wählern wird die Begründung für diese positive Einschätzung jedoch zunehmend rätselhaft. Konkrete Ergebnisse der Schwarz-Orangen Koaltion, bzw. deren Protagonisten Söder und Aiwanger, können es zumindest nicht sein.

Wie dem auch sei, am Ende bekommt man, was man wählt – ganz so, wie man ist, was man isst.

Quelle: BR Bayerntrend, https://www.br.de/nachrichten/bayern/bayerntrend-rekordhoch-fuer-freie-waehler-csu-und-ampel-parteien-buessen-ein,TpcvXH8

Bild: Archivbild Freie Wähler

12 Antworten auf “Aiwanger und Söder: Steigbügelhalter der AfD

  1. Mal unabhängig von den derzeit schlechten Umfragewerten für meine eigene Partei (FDP): Ich finde es schon erstaunlich, dass Wähler, offensichtlich aufgrund eines gewissen Gerechtigkeitssinns- oder einer Trotzreaktion, sich in kurzer Zeit von Parteien angezogen fühlen, die sie (vor medialen Ereignissen) vielleicht gar nicht gewählt hätten. Natürlich liegt das auch an einer generellen Unzufriedenheit mit Politik und Medien. Jedenfalls wünsche ich uns allen zur Landtagswahl, weiterhin auf Sachebene zu entscheiden.

  2. Eine Formulierung wie “Steigbügelhalter der AfD” ist eine – polemische – Kommentierung, unabhängig von einer parteipolitischen Orientierung. Im Übrigen bin ich Schriftführer der Freie Wählergemeinschaft Neukeferloh – Harthausen – Grasbrunn (FWG) , einer unabhängigen Wählergemeinschaft, die nicht dem Landesverband der Freien Wähler angehört und sich seit über40 Jahren ehrenamtlich auf Gemeindeebene engagiert.

    1. Der Gemeinderat Johannes Seitner – Vertreter ihrer Freien Wählergemeinschaft Grasbrunn et. al (FWG) – bewirbt sich aktuell für den Landtag für die Freien Wähler. So unabhängig, wie Sie es suggerieren, ist es nicht, wenn sich zwei Parteien weder inhaltlich noch durch Logo, Farben, Schriften, usw. abgrenzen.

      Und ein letztes Wort zu Polemik: Behaupten ohne faktischen Hintergrund. Der faktische Hintergrund ist, dass FW und AfD kurzfristige Profiteure der Aiwanger-Affäre sind. Das belegt der zeitliche Zusammenhang zwischen Affäre und Zuwachs und der Kommentar Hubert Aiwangers selber hierzu: “Im BayernTrend sieht er […] eine Reaktion auf die “Kampagne” gegen ihn.” (Quelle: BR BayernTrend wie oben genannt)

      1. Bitte nicht Korrelation und Kausalität verwechseln. Der Zusammenhang zwischen steigender Wählergunst für FW und AfD mag mit der Flugblatt-Affäre zusammenhängen, muss es aber nicht unbedingt. Vielleicht tendieren die Wähler aus anderen Gründen verstärkt nach rechts?

      2. In Ihrer letzten Antwort vermischen Sie leider wieder verschiedene Angaben, um einen bestimmten Eindruck hervor zu rufen. Das ist ärgerlich und einer sachlichen Diskussion nicht förderlich. Ich habe in meiner Antwort lediglich Ihre Angaben zu meiner Person und zur FWG präzisiert und nichts suggeriert. Polemik ist im Übrigen – laut Duden – ein scharfer, oft persönlicher Angriff ohne sachliche Argumente durchaus mit dem Ziel jemanden zu verunglimpfen. Die Formulierung “Steigbügelhalter der AfD” ist genau das.

        1. Hallo Herr Brunner

          Es mag Sie vielleicht ärgern, dass ich Hubert Aiwangers Verhalten als “Steigbügelhalter” bezeichne. Doch für mich ist er “jemand, der einem anderen bei seinem Aufstieg Hilfestellung gibt”, wie es von Oxford Languages definiert wird. Ob das beabsichtigt war oder nicht, spielt dabei keine Rolle.

          Diese oben genannte Definition klingt neutral, aber ich habe sie bewusst in einer abwertenden Weise verwendet. Hubert Aiwanger macht AfD-Thesen salonfähig und hat die Erinnerungskultur in Deutschland bewusst und nachhaltig beschädigt. Es ist für mich besorgniserregend und zugleich abstoßend zu beobachten, wie Aiwanger für seine Haltung und sein Verhalten Applaus und Wählerstimmen erhält.

          In seinem populistischen Verhalten gibt es kaum einen Unterschied zu dem der AfD. Und dass – neben den Freien Wählern – die AfD in Bayern im zeitlichen Zusammenhang mit der “Causa Aiwanger” signifikant Wählerstimmen hinzugewonnen hat, ist kein Zufall.

          Die Forderung nach “sachlicher Diskussion” in Reaktion auf Aiwangers Populismus erscheint mir ein bisschen albern. Wenn Sie für Hr. Aiwanger eine Lanze brechen wollen, können Sie nicht zweierlei Maß anlegen. Es fehlt nur noch der Vorwurf einer “Hexenjagd” – oh, Moment, diesen Vorwurf hat Aiwanger bereits selbst erhoben.

          Und um das klarzustellen: Mein Artikel richtet sich nicht gegen die Freien Wähler oder die FWG, denn ich schätze und kenne einige ihrer Vertreter persönlich. Dennoch kritisiere ich die Person Hubert Aiwanger und weise darauf hin, dass sich die Freien Wähler als Partei – genauso wie Markus Söder – der Tatsache bewusst sein sollten, wie stark sie sich mit der Person Aiwanger identifizieren möchten – und warum. Denn so wie man sich bettet, so liegt man.

          Abschließend empfehle ich als weitere Lektüre:
          https://chrismon.evangelisch.de/artikel/2023/54197/michel-friedman-ueber-afd-klimaaktivisten-und-hubert-aiwanger
          https://rp-online.de/politik/deutschland/landtagswahl-in-bayern-so-stehen-die-chancen-fuer-afd-und-freie-waehler_aid-97451739

  3. Die Überschrift ist doch etwas arg reißerisch. AfD und Freie Wähler würde ich auch nicht so ohne Weiteres in einen Topf werfen.

    1. Die Überschrift wirft nicht alles in einen Topf, sondern besagt, dass die Personen Aiwanger und Söder durch ihr Taktieren und Handeln offensichtlich den extrem rechten Wählerrand und AfD-Sympathisanten nutzen und nicht der Demokratie. Und dass sich die Freien Wähler von einer Person mit rechter Gesinnung bzw. zumindest einer rechten Historie anführen lassen, ist ihre Entscheidung.

      Was die Konsequenzen falschen Denkens in der Politik betrifft, möchte ich darauf hinweisen, dass es die bürgerlichen Parteien wie das Zentrum (heute CDU), die Bayerische Volkspartei und die Deutsche Staatspartei waren, die Hitler 1933 – aus machtpolitischen Gründen – durch Zustimmung zu den Ermächtigungsgesetzen an die Macht brachten und die Demokratie abschafften. Einige führende Köpfe dieser Parteien dachten, sie könnten das Hitler-Momentum für eigene politische Zwecke nutzen. Und die folgenschweren Konsequenzen dieses “Denkfehlers” sollten jedem für immer im Gedächtnis bleiben.

      1. Die Intension des (Meinungs)-Artikels kann ich schon verstehen. Dennoch würde ich differenzieren: mehr Stimmen für die Freien Wähler sehe ich nicht als Bedrohung für die Demokratie. Es drängt sich der Eindruck auf, man solle zwei Seiten sehen, auf der einen Freie Wähler und AfD, auf der anderen CSU, SPD, FDP, Grüne. Diese Polarisierung halte ich für ungerecht.

        1. Ich habe hier Parteien gegenüber gestellt, die von der Causa Aiwanger profitieren und solche die im Umkehrschluss draufzahlen. Das ist keine Polarisierung sondern ein Fakt.

          1. Der Titel des Artikels ist pure Polemik. Mit solchen Pauschalisierungen macht man es sich zu einfach. Es gibt viele faktische Gründe aus dem jeweiligen persönlichen Erfahrungsschatz, die aktuelle politische Stimmungen und die individuelle Wahlentscheidung prägen. In Summe bieten hier die regierenden Parteien – SPD, FDP, Grüne auf Bundesebene – und auch die CSU mit ihrem Spitzenkandidaten in Bayern – viele Angriffsflächen für Kritik und Unzufriedenheit. Das artikuliert sich nicht nur im Bayerntrend, sondern auch in anderen Umfragen.

          2. Als Verantwortlicher für journalistische Inhalte der Freien Wähler Grasbrunn wäre es transparent gewesen, den Vorwurf der Polemik in den Kontext Ihrer Mitgliederschaft bei den Freien Wählern zu stellen.

Kommentare sind geschlossen.