Claudia Petruzziello – Ein TSV Grasbrunn-Talent startet durch

Claudia Petruzziello - Ein TSV Grasbrunn-Talent startet durch

Die deutsche U17-Fußballnationalmannschaft schaffte vor kurzem das Unerwartete und gewann den Weltmeistertitel. Einer der Garanten des Erfolgs kommt aus der Region.
Doch auch in Grasbrunn gedeiht ein vielversprechendes Talent, das beim TSV seine ersten Erfolge feierte und in diesem Jahr den Sprung in die italienische Nationalmannschaft der U17-Juniorinnen schaffte – Claudia Petruzziello. Im Sportpark in Grasbrunn trafen wir Claudia zusammen mit ihrem Vater Francesco und Sebastian Brunner, einem ihrer ersten Trainer beim TSV Grasbrunn-Neukeferloh für ein Interview.

Grasbrunn Aktuell:
Hallo Claudia. Du hast bis vor ein paar Jahren noch beim  TSV Grasbrunn-Neukeferloh gespielt, jetzt beim FC Bayern München und dieses Jahr dieses kam der große Sprung zur U17 Nationalmannschafft Italiens. Wie kam das?

Claudia Petruzziello:
Das kam für mich vollkommen überraschend. Der technische Leiter vom FC Bayern hat bei der italienischen Nationalmannschaft angefragt, ob die Interesse an mir haben. Dann hat er ein paar Spielszenen von mir geschickt und dann wurde ich auch schon zu einem Lehrgang eingeladen. Das war zur Vorbereitung von Freundschafts-Spielen in Portugal. Und da haben wir gegen drei Mannschaften gespielt, gegen Portugal, Wales und gegen Dänemark. Ja und dann war ich schon dabei.

Grasbrunn Aktuell:
Dort hast Du sie dann wohl überzeugt…

Claudia Petruzziello:
Ich denke ja (lacht).

Grasbrunn Aktuell:
Und dann kam auch schon der erste offizielle Länderspiel Einsatz.

Claudia Petruzziello:
Ja, mein erster offizieller Länderspiel-Einsatz war gegen Slowenien, dann gegen Frankreich und dann gegen Schottland. Das erste Spiel haben wir 4:0 gewonnen, das zweite Spiel gegen Frankreich haben wir dann leider verloren. Und das dritte Spiel haben wir dann unentschieden gespielt.

Grasbrunn Aktuell:
Welche Position hast du dort gespielt?

Claudia Petruzziello:
Bei Italien spiele ich immer in der Verteidigung.

Grasbrunn Aktuell:
Und beim FC Bayern München jetzt seit neuestem auch als Kapitänin?

Claudia Petruzziello:
Das ist auch eine Riesen-Ehre für mich. Es freut mich sehr, dass ich da von der Mannschaft gewählt wurde.

Grasbrunn Aktuell:
Wie lange bist Du jetzt schon bei Bayern?

Claudia Petruzziello:
Das ist jetzt meine erste Saison in der U17-Bundesliga für Bayern. Davor war ich in der U17-2, davor auch schon in der U16.

Grasbrunn Aktuell:
Erfreulicherweise hast du aber deinen Anschluss an den TSV Grasbrunn nicht verloren. Man sieht dich ja ab und zu hier auf dem Platz noch kicken mit ehemaligen Mitspielerinnen und Mitspielern.

Claudia Petruzziello:
Ja, ich treffe mich hier ab und zu auch mal mit meinen alten Teamkollegen und spiele Fußball. Oder ich schau auch ab und zu mal wieder ein paar Spiele, wenn ich Zeit habe. Das ist eigentlich für mich immer eine große Freude, wieder hierher zu kommen. Man darf ja nicht vergessen, woher man kam, wer mich groß gemacht hat.

Grasbrunn Aktuell:
Wie bist Du denn damals zum TSV Grasbrunn-Neukeferloh gekommen?

Claudia Petruzziello:
Ich bin durch meinen Bruder Pietro (spielt aktuell in der U19 des TSV Grasbrunn-Neukeferloh, Anmerkung der Red.) zum Fußball gekommen, weil er immer Fußball gespielt hat und ich mit ihm zusammenspielen wollte. Und ich habe eigentlich bei jedem seiner Spiele zugeschaut und irgendwie wurde da das Interesse immer größer. Dann habe ich mir gedacht, dass ich mich selber mal anmelde beim TSV. Angefangen habe ich in der F-Jugend bei den 2007ern, aber dann wollte ich zu Andi und Sebastian (damals Betreuer der E-Jugend), zu den ein Jahr Älteren. Da habe ich mich sofort mit allen verstanden. Ich habe mich immer sehr, sehr wohlgefühlt hier. Und ich habe immer Spaß am Training gehabt auch mit den Trainern. Es war eine sehr, sehr schöne Zeit.

Grasbrunn Aktuell:
Einer Deiner ersten Trainer sitzt ja auch mit uns am Tisch: Sebastian Brunner, der Dich von der F-Jugend bis zur C-Jugend betreute und aktuell auch Betreuer der U19 des TSV Grasbrunn-Neukeferloh ist. Sebastian, wie siehst Du die Entwicklung von Claudia?

Sebastian Brunner:
Das freut uns natürlich riesig. Wobei man sagen muss, dass Claudia auch damals schon vom ersten Moment auf dem Platz überzeugt hat. Uns Trainern beim TSV war schon nach fünf Minuten klar, dass das ein sehr großes Talent ist und dass auch die Einstellung stimmt, der Wille und der kämpferische Einsatz. Sie hat sich damals schon gegen die größeren Jungs behauptet und ist dadurch natürlich vielen aufgefallen.

Grasbrunn Aktuell:
Claudia, Dein erster großer Karriereschritt war die Regionalauswahl. Das war doch sicher sehr schwierig sich da durchzusetzen, oder?

Claudia Petruzziello:
Ja, ich habe da erst nur unregelmäßig Einladungen bekommen. Es war wirklich nicht so leicht da durchzukommen. Irgendwie hat es dann aber doch geklappt. Ich glaube, wenn man konzentriert seinen Weg geht, dann öffnen sich neue Türen.

Sebastian Brunner:
Ganz entscheidend ist dafür neben dem Talent die richtige Einstellung. Der Wille dazu, die Mentalität.

Claudia Petruzziello:
Ja, auf jeden Fall. Also der Kopf ist auch manchmal mein größter Feind, das haben auch meine alten Trainer immer gesagt: Dass ich einfach meinen Kopf ausschalten muss. Ich denke aber, dass ich da auch große Schritte gemacht habe, weil ich jetzt einfach Fußball spielen, weiterkommen und alles geben will. Und wenn es dann am Ende doch nicht klappt, dann kann ich mir wenigstens nichts vorwerfen, weil ich dann alles gegeben habe.

Grasbrunn Aktuell:
Werdet Ihr beim FC Bayern oder auch bei der italienischen Nationalmannschaft dazu auch speziell psychologisch betreut?

Claudia Petruzziello:
Also bei Bayern gibt es eine Therapeutin, bei der kann man sich auch immer melden, wenn man Probleme hat. Und bei der Nationalmannschaft haben wir viele Leute. Die Trainer sind ja auch immer offen für Gespräche. Die sind alle sehr offen und sehr hilfsbereit.

Grasbrunn Aktuell:
Wie kam denn der Wechsel vom TSV Grasbrunn-Neukeferloh zum großen FC Bayern?

Claudia Petruzziello:
Ich war ja auch in der Regional-Auswahl des Bayerischen Fußballverbandes und da hat mich die damalige Trainerin vom FC Bayern gesehen. Sie hatte Interesse an mir. Ich habe dann ein Probetraining absolviert, sie haben mich genommen und seitdem bin ich beim FC Bayern.

Grasbrunn Aktuell:
Hattest Du auch schon Berührungspunkte mit den Stars der Damenmannschaft?

Claudia Petruzziello:
Ja. Einmal haben uns Linda Dahlmann und Lina Magull trainiert (aktuelle deutsche Nationalspielerinnen, Anmerkung der Redaktion), weil die ihren Trainerschein machen wollten. Ab und zu sieht man die auch am Bayern-Campus, weil wir dort auch trainieren. Dann sagt man sich auch Hallo und redet miteinander.

Grasbrunn Aktuell:
Hast Du spezielle Vorbilder?

Claudia Petruzziello:
Also beim FC Bayern finde ich die Georgia Stanway sehr cool, die Engländerin, die ist auch sehr, sehr nett. Natürlich auch die deutschen Nationalspielerinnen Linda Dahlmann, Lina Magull und Giulia Gwinn.

Sebastian Brunner:
Leider gibt es ja bei den FC Bayern Damen noch keine italienische Nationalspielerin. Aber das wird sich ja vielleicht bald mal ändern.

Claudia Petruzziello:
Hoffentlich (lacht).

Grasbrunn Aktuell:
Wie ist es denn, plötzlich in den großen Stadien zu stehen?

Claudia Petruzziello:
Das war echt der Wahnsinn. Das ist ein sehr, sehr schönes Gefühl, dass man da jetzt für sein Land spielen kann. Und auch bei Bayern jetzt immer wieder das Trikot zu tragen, ist sehr, sehr schön und sehr, sehr toll. Und dafür bin ich jeden Tag dankbar.

Grasbrunn Aktuell:
Wie war es denn zum ersten Mal im italienischen Nationaltrikot aufzulaufen?

Claudia Petruzziello:
Das werde ich niemals vergessen. Auch schon das erste Mal, als ich für die Team-Präsentation die Sachen getragen habe, wo das Wappen von Italien drauf war. Das war echt sehr, sehr schön.

Grasbrunn Aktuell:
Wie bist du denn als „Deutsche“ bei den Mannschaftskolleginnen in Italien aufgenommen worden?

Claudia Petruzziello:
Sehr, sehr gut. Die haben mir erstmal 1000 Fragen gestellt. Zum Beispiel haben sie mich auch gefragt, ob es hier in Deutschland eine Zeitumstellung gibt oder so was. Ich fühle mich da auch sehr wohl. Die sind alle super und superlieb. Mit manchen schreibe ich auch immer und telefoniere. Das sind ganz tolle Mädels.

Sebastian Brunner:
Du warst ja schon in der Bayern-Auswahl. Da liegt es natürlich nah, eventuell auch in der deutschen Mannschaft zu spielen, oder?

Claudia Petruzziello:
Also ich würde es jetzt mal nicht ausschließen, dass ich irgendwann mal für die deutsche Nationalmannschaft spiele (lacht). Aber momentan ist es halt die italienische Nationalmannschaft, vor allem, weil ich auch einen italienischen Pass habe. Ich könnte jetzt für Deutschland gar nicht spielen, weil ich erst demnächst einen deutschen Pass beantrage.

Grasbrunn Aktuell:
Was ist denn Dein nächstes Ziel?

Claudia Petruzziello:
Ich will jetzt auf jeden Fall erst mal weiter dabeibleiben, bei Bayern und für Italien meine Spielzeit kriegen und mich beweisen. Und dann mal schauen, wie sich die Saison entwickelt.

Grasbrunn Aktuell:
Steht Dein Leben ganz im Zeichen von Fußball?

Claudia Petruzziello:
Absolut. Es ist echt oft sehr schwierig mit der Schule. Letztens war ich zehn Tage in Italien, dann noch zehn Tage in Portugal. Das ist natürlich eine lange Zeit und es ist echt sehr, sehr schwierig da in der Schule dranzubleiben, weil man natürlich viele Tests und Schulaufgaben verpasst. Zum Glück gibt es Lehrer, die mir helfen und auch die Schulleitung der Realschule Vaterstetten unterstützt das zu 100 Prozent. Genauso auch meine Klassen-Leiterin. Auch bei der Nationalmannschaft haben wir einen Lehrer, der etwas erklären kann, wenn man irgendwas nicht versteht

Grasbrunn Aktuell:
Wie ist es mit Deinen Klassenkameraden? Wie sehen die Deine Karriere? Gibt es da Neid, auch wenn er vielleicht nicht offen ausgesprochen wird?

Claudia Petruzziello:
Also meine Freunde finden das alles sehr cool und unterstützen mich auch immer und freuen sich für mich. Es ist vielleicht ein bisschen komisch, wenn ich zehn Tage lang nicht in der Schule bin und die sich fragen, wo ich war. Bis jetzt habe ich nichts mitbekommen, dass jemand Neid empfunden hat, auch wenn es vielleicht so ist. Aber das wurde mir bis jetzt noch nicht gezeigt.

Grasbrunn Aktuell:
Du sagtest ja, dass Du Dir ab und zu mal Spiele hier am Sportpark Grasbrunn anschaust.
Mit Deiner Erfahrung, hast du da auch schon ein weiteres, kommendes Talent gesehen?

Claudia Petruzziello:
Ja, z.B. Kristina Rudinska , die finde ich sehr, sehr gut. Und sie hat auch die richtige Einstellung.
Ich sehe auch, dass sie sich sehr anstrengt, dass sie sehr oft selber was macht. Sehr, sehr wichtig. Ich glaube, dass aus ihr sehr viel werden kann.

Grasbrunn Aktuell:
Was würdest Du Mädchen raten, die sich für Fußball interessieren?

Claudia Petruzziello:
Ich würde ihnen auf jeden Fall mitgeben, wenn sie wirklich das Ziel haben, mit Fußball weiterkommen zu wollen, dann immer dranzubleiben und nicht aufzugeben. Auch wenn es mal gerade nicht läuft. Oder wenn du aus einer Verletzung kommst. Es ist ganz, ganz wichtig, dann mit den Trainern und mit den Teamkollegen zu sprechen. Das hat mir in den letzten Jahren immer sehr geholfen. Und es gibt ja auch manchmal so Phasen, wo man, auch wenn man ganz fit ist und keine Verletzung hat, trotzdem nicht spielt. Dann trotzdem einfach das Beste draus machen, immer dranbleiben und nie aufgeben.

Grasbrunn Aktuell:
Claudia, Francesco und Sebastian, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!

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