Glasfaser-Ausbau in Grasbrunn und Vaterstetten

Der schleppende Glasfaser-Ausbau in Vaterstetten und Grasbrunn ist ein politisches Trauerspiel mit unabsehbaren Konsequenzen für Gewerbe und Privathaushalte.
Haus mit Sand ©Jan Wimmerling Unsplash

Ohne schnelles Internet geht heutzutage kaum etwas. Dennoch findet in den Gemeinden Vaterstetten und Grasbrunn praktisch kein Glasfaser-Ausbau statt. Telekom und Avacomm, die für den Ausbau verantwortlich sind, kommen – wenn überhaupt – nur schleppend voran.

Ursprünglich hatte die Bundespolitik unter Angela Merkel bereits im Jahr 2005 den flächendeckenden Breitbandausbau versprochen: Bis 2018 sollten alle Haushalte über mindestens 50 Mbit/s angebunden sein – bis 2025 sogar mit über 1 Gbit/s. Die Realität sieht jedoch ganz anders aus! Deutschland liegt im weltweiten Ranking für den Breitbandausbau nur auf Platz 25 und in der OECD-Rangliste für den Glasfaser-Ausbau sogar nur auf Platz 28 von 32.

Während die Konsequenzen des unzureichenden Glasfaser-Ausbaus die Gemeinden Vaterstetten und Grasbrunn ähnlich treffen, sind die Gründe dafür in den Gemeinden unterschiedlich gelagert:

Glasfaser-Ausbau in Vaterstetten

In Vaterstetten wollte Erster Bürgermeister Leonhard Spitzauer sicherheitshalber zweigleisig fahren: Dort haben die Telekom und die Firma Avacomm bereits mit dem Ausbau begonnen, aber der Ausbau stockt.

In der Maiausgabe 2023 der Gemeindezeitung “Lebendiges Vaterstetten” wurde eine Übersicht über die Ausbaupläne der beiden Unternehmen veröffentlicht. Ein Jahr später zeigt sich: Diese Ausbaupläne sind nicht mehr zu halten.

Die Firma Avacomm will vorerst keine weiteren Gebiete erschließen, da die Telekom jetzt genau in den Gebieten baut, wo Avacomm bereits aktiv ist. Teilweise wurden Straßen und Gehwege in kurzen Abständen von beiden Unternehmen freigelegt, um die jeweils eigenen Glasfaserkabel zu verlegen. Avacomm wirft der Telekom nun vor, strategisch vorzugehen, um die Konkurrenz zu behindern. Die Telekom bestreitet dies und verweist auf technische Gründe. Versuche der Gemeinde Vaterstetten, beide Firmen zu einer Abstimmung zu bewegen, sind gescheitert.

Derzeit ist unklar, ob und wann der Glasfaser-Ausbau in Vaterstetten abgeschlossen sein wird. Die Telekom spricht von einem Zeitrahmen bis 2026, Avacomm will abwarten, wie sich die Situation entwickelt und ob sich die Bundesnetzagentur einschaltet. Die Anwohner in Vaterstetten haben keine Wahl, sie müssen den parallelen Ausbau durch die beiden Firmen hinnehmen.

Glasfaser-Ausbau in Grasbrunn

Nachdem in Grasbrunn Pläne für einen eigenen Netzausbau immer wieder verworfen wurden, wollte die Telekom im gesamten Gemeindegebiet bis 2025 auf eigene Kosten Glasfaserkabel verlegen. Bereits im Oktober 2022 konnte man sich für den Anschluss registrieren lassen. Anscheinend gab es jedoch viel zu wenige Interessenten, woraufhin die Telekom im Oktober 2023 ihre Ausbaupläne wieder auf Eis legte.

Sowohl hier als auch dort ist unklar, wie es weitergeht. Nimmt die Kommunalpolitik Telekom und andere Anbieter nicht in die Pflicht, droht der Abstieg in die digitale Unterklasse.

Der unzureichende Glasfaser-Ausbau hat bereits spürbare Konsequenzen: Gewerbetreibende finden keine angemessen angeschlossenen Immobilien, neue Gewerbe wenden sich angesichts der digitalen Diaspora in Vaterstetten und Grasbrunn lieber an andere Gemeinden. Und dass mittlerweile auch Privatimmobilien an Wert verlieren, wenn keine Perspektive der Anbindung an das schnelle Glasfasernetz besteht, schockiert zunehmend Hausbesitzer, die dachten, ihre Immobilie in den nächsten Jahren gut verkaufen zu können.

Zusätzliche Informationen:

SZ-Artikel zum Thema Breitbandausbau in Deutschland
Website des Bundesministeriums für Digitales und Verkehr
Website der Telekom zum Glasfaser-Ausbau
Website der Firma Avacom zum Glasfaser-Ausbau

Beitragsbild von jean wimmerlin auf Unsplash

Eine Antwort auf “Glasfaser-Ausbau in Grasbrunn und Vaterstetten”

  1. Solche Szenarien spielen sich überall in Deutschland ab. Auf golem.de ist gerade von diversen gescheiterten Zusammenarbeiten zu lesen (https://www.golem.de/news/zusammenarbeit-vodafone-und-deutsche-glasfaser-haben-probleme-2404-183935.html).

    Grasbrunn betont doch immer, dass es fast schuldenfrei ist und “Geld auf der Kante hat”. Warum wird das denn nicht in die Zukunft, ähm Infrastruktur, investiert? Hat denn bereits jemand geklärt, wie ein kommunales Glasfasernetzt aufgebaut werden könnte?

    Der ansonsten “beunruhigend agierende” Minister Volker Wissing und dass BMDV hat in 2023 den kommunalen Glasfaserausbau in 2300 Kommunen finanziell gefördert. Hier kann man die Gründe dafür lesen: https://bmdv.bund.de/SharedDocs/DE/Pressemitteilungen/2023/117-wissing-foerderung-gigabit-netze.html

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