Unplugged: Telekom zieht Stecker für Glasfaserausbau in Grasbrunn

Unplugged: Telekom zieht Stecker für Glasfaserausbau in Grasbrunn

Die Internetnutzung in Deutschland verzeichnete 2022 ein signifikantes Wachstum, begleitet von einem starken Anstieg des Datenvolumens in Festnetz-Internetzugängen.
Laut dem Jahresbericht der Bundesnetzagentur betrug der Datenverbrauch bei Breitbandanschlüssen im gesamten Land im letzten Jahr 121 Milliarden Gigabyte. Dies entspricht einem Anstieg um fast ein Viertel im Vergleich zu 2021, wobei jeder Nutzer im Durchschnitt 275 Gigabyte pro Monat verbrauchte. Zum Vergleich: Im Jahr 2020 lag das genutzte Datenvolumen bei 76 Milliarden Gigabyte (pro Nutzer 175 Gigabyte monatlich) und 2019 bei 60 Milliarden Gigabyte (pro Nutzer 142 Gigabyte monatlich). Seit 2014 hat sich das Datenvolumen sogar verzehnfacht.

Dieser Trend zur intensiven Internetnutzung setzte sich auch nach dem Ende der Pandemie-Maßnahmen fort. Die Menschen nutzen das Internet weiterhin für Aktivitäten wie Surfen, Streaming, Spielen und die Nutzung von Cloud-Diensten, sowohl auf immer mehr vernetzten Geräten als auch für berufliche Zwecke wie Video-Konferenzen. Gleichzeitig steigt die Nachfrage nach datenintensiven Inhalten wie hochauflösenden Filmen, Online-Spielen und Cloud-basierter Spracherkennung.

In Bezug auf den Glasfaserausbau in Grasbrunn hatte die Telekom ursprünglich angekündigt, bis 2024 und 2025 ein flächendeckendes Glasfasernetz für etwa 4.000 Haushalte in der Gemeinde auszubauen. Diese Pläne wurden jedoch vorerst auf Eis gelegt, aufgrund hoher Preissteigerungen im Tiefbau. Offenbar mangelte es außerdem am Interesse der Bürger der Gemeinde Grasbrunn an einem Glasfaseranschluss.

Auf der Bürgerversammlung am 12.10.2023 rief Klaus Korneder die anwesenden Bürger noch ein mal auf, sich bei Interesse direkt bei der Telekom für den Glasfaserausbau zu registrieren, um die Telekom vielleicht doch noch umzustimmen.

Mit diesen schlechten Voraussetzungen muss leider bezweifelt werden, dass die Gemeinde Grasbrunn in absehbarer Zeit in den Genuss von Breitbandinternet kommen wird und den zukünftigen Ansprüchen an ein immer höher werdendes Datenvolumen gerecht wird.

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11 Antworten auf “Unplugged: Telekom zieht Stecker für Glasfaserausbau in Grasbrunn

  1. Das (Nicht-)Handeln der Telekom war absehbar und ist keine Überraschung. Die FWG hat dies bei einer öffentlichen Infoversammlung bereits im Februar 2020 thematisiert.
    Damals hat ein unabhängiger Experte (Diplom-Informatiker Alfred Rauscher, Geschäftsführer der R-KOM Regensburger Telekommunikationsgesellschaft, einem kommunalen Netzbetreiber, damals auch Vizepräsident des Bundesverbandes Breitbandkommunikation e. V.) Folgendes festgestellt/vorher gesagt:

    “Mit der Digitalisierung und dem zunehmenden Einsatz künstlicher Intelligenz in vielen neuen Anwendungen wächst der Bedarf, immer mehr Daten in Echtzeit übermitteln und auswerten zu müssen. Das ist in Privathaushalten genauso wie in der Wirtschaft. Mit einem Glasfasernetz, in dem die Daten 10 Milliarden Mal so schnell fließen wie über das herkömmliche Kupferkabel, haben sie die Sicherheit, dass auch morgen noch alles funktioniert.
    Für die Kommunen ist der Netzausbau das größte Infrastruktur-Projekt der letzten 50 Jahre. Aber das muss man tun, wenn man in Zukunft weiter mitspielen will im Wettbewerb der Standorte….
    Beim flächendeckenden Glasfaser-Netzausbau allein auf die großen, privatwirtschaftlichen Anbieter zu setzen, ist keine sinnvolle Strategie für eine Gemeinde. Die picken sich die Kirschen raus und hören auf, wenn der Anschluss von Häusern und Siedlungen mit Verlusten verbunden ist. Als kleine Kommune haben sie da schlechte Karten und können lange warten, bis ihre Haushalte angeschlossen sind.“

    Rauschers Fazit:
    Der Ausbau ist eine kommunale Aufgabe und das Glasfasernetz sollte den Bürgern gehören. Das ist heute leider noch genauso aktuell wie damals. Drei Jahre später – mehr als 13 Jahre nach dem ersten “Glasfaser-Plan” – ist ein Glasfasernetz für die Gemeinde Grasbrunn immer noch in unbestimmter Zukunft und wir haben buchstäblich den Anschluss verloren.

    1. Kann Ihrem Fazit nur zustimmen, Herr Brunner. Nichts bedauere ich mehr!

      Stellt sich nur die Frage, warum meine Anträge im Gemeinderat wenigstens ab 2019 keine Zustimmung gefunden haben, und warum auch die FWG nicht schon lange vor dem Projekt Sporthalle mit mir ins selbe Horn geblasen hat.

      Das bedauere ich fast so sehr, wie Ihr Fazit 😉

      Sie schreiben: “Die FWG hat dies bei einer öffentlichen Infoversammlung bereits im Februar 2020 thematisiert.”
      Der Terminus “Bereits” ist echt gut. Gemeinsam hätte wir *bereits* 2012, also *8 Jahre früher* etwas in Sachen Glasfaser bewegen können und hätten heute schon eine gute Weile Glasfaser in allen unseren Liegenschaften.

      Mehr Kommunalpolitik und weniger Parteipolitik wäre halt gut.

      Jetzt ist aus meiner Sicht zu fordern, dass der Bürgermeister *sehr schnell mit einer guten Idee* an die Öffentlichkeit tritt. Der Schaden — wir leben auf einer Leerrohrinsel — ist zwar da, aber er könnte abgemildert werden.

      1. Hallo Herr Michalka, nur zur Klarstellung: Mein einleitender Satz (…von der FWG bereits im Februrar 2020 thematisiert..) bezog sich auf das vorhersehbare (Nicht-)Handeln der Telekom. Wir sind uns übrigens auch darin einig, dass wir mehr Kommunalpolitik und weniger Parteipolitik brauchen. Dass Sie als langjähriger Einzelkämpfer im Gemeinderat jetzt “gemeinsam” etwas bewegen wollen, finde ich darüber hinaus mehr als gut und hoch an der Zeit.

  2. Die Gemeinde sollte in der Tat einmal überlegen, ob es nicht die Attraktivität von grasbrunn ungemein steigern würde, wenn es ein gemeindliches Glasfasernetz geben würde.

    1. verstehe ich ihren Kommentar richtig? Die Gemeinde soll selbst eine Firma beauftragen um in der Gemeinde ein Glasfasernetz zu bauen? Was würde dass die Gemeinde kosten? Wäre dazu dann nicht eine öffentliche Ausschreibung notwendig?

      1. Dann antworte ich mal — sorry Herr Knapp, dass ich Ihnen als dem Angesprochenen vorgreife.

        Wenn es anders nicht geht, dass alle Liegenschaften zu einem Anschluss kommen, werden wir das müssen, wenn wir nicht wollen, dass die Gemeinde von zuverlässiger High-Performance-Kommunikation abgehängt wird.

        Eine Firma beauftragen, ist aber auch nicht so einfach, weil die Tiefbaufirmen derzeit gut ausgelastet sind. Daher kommen ja auch die teilweise exorbitanten Preissteigerungen im Tiefbau von 200 % (also das Dreifache des vom Tiefbauplaner kalkulierten Preises — und mehr, wie ich schon höre). Hätten wir es nur selber gemacht ab 2012.

        Kann mir vorstellen, dass die Kosten in den zweistelligen Millionenbereich gehen würden. Da muss man natürlich schon rechnen. Wurde es auch schon mal, und es wurde festgestellt, dass die Gemeinde bei einer Verpachtung zu den heutigen Pachtpreisen pro Anschluss niemals in den wirtschaftlichen Bereich (schwarz-rote Null) kommen würde.

        Eine öffentliche Ausschreibung ist bei solchen Volumina immer nötig, sogar EU-weit.

  3. Aus meiner Sicht sehr bedauerlich bzw. eine Katastrophe. So wird Grasbrunn für Gewerbe nicht gerade interessanter und auch die Immobilienwerte der Haus- und Wohnungseigentümer könnten davon negativ betroffen sein. Schade, dass wir bei so einem wichtigen Zukunfts- und Gegenwartsthema hinterher hinken.

  4. “Den Letzten beißen die Hunde.” oder “Wer zu spät kommt, …” trifft auf Grasbrunn zu. Die meisten Gemeinden um uns herum haben bereits ein laufendes GF-Netz. Aber wenn ein Bürgermeister von 2012 bis 2019 (kurz vor der Wahl 2020 ein plötzlich wichtiges, besser gesagt ‘nützliches’ Thema !) konsequent die wiederkehrende Forderung nach Glasfaser und sogar diesbezügliche Anträge an den Gemeinderat ignoriert, obwohl es bereits im Februar 2011 eine Kostenschätzung für die gemeindeweite Verkabelung gab, dann muss man sich nicht wundern, wenn irgendwann auch noch so etwas wie das Pech von steigenden Tiefbaupreisen zuschlägt. So ist das Leben!

    1. Genau so sehe ich das auch. Hier ist die Gemeinde in der Pflicht. Aber bei einer tiefroten Gemeinde wundert mich das leider nicht.

    2. Wie hoch war den 2011!! die Kostenschätzung für den Glasfaserausbau?
      Warum haben denn innerhalb der Gemeinde offensichtlich so wenige Bürger Interesse an einem Glasfaserkabel bekundet?
      Wie muss ich Ihren Kommentar: …..wiederkehrende Forderung nach Glasfaser und… diesbezügliche Anträge an den Gemeinderat…. verstehen. Es wurden Anträge an den Gemeinderat eingereicht? Hat der Gemeinderat diese Anträge abgelehnt? Oder hat der Gemeinderat darüber diskutiert und abgestimmt?

      1. Habe es jetzt nicht extra recherchiert, ca. 4 Mio. € waren 2011 geschätzt. Inklusive der Wiederherstellung aller Gehwege mit Münchner Platten (ziemlich teuerste Oberfläche). Die Verwaltung hat das archiviert und kann genaue Auskunft geben. Ende 2019 ergab eine weitere Schätzung schon mehr als 30 % höhere Kosten.

        Ich kenne keine Umfrage oder andere Erhebung, die das (Des-)Interesse von Haushalten und Gewerbe an GF belegt. Ich würde aber sagen, dass die Datentransfers (-> Artikel) eine deutliche Sprache sprechen. Die jährlich ansteigende Nutzung seit dem Start des World Wide Web (http, 1993; Mail u. ftp bspw. gibt es schon viel länger) ist belegt. In 2011/12 (für mich damals 20 J. Internet) war für mich absehbar, dass die Kupferdoppelader (für DSL und ihre Pimp-Ups) ausgedient hat. Aber das war ja nicht meine alleinige Erkenntnis! Man konnte das damals überall lesen! Auch die Gemeinde Vaterstetten und andere haben das erkannt.

        Mein vorgezogenes Fazit: seitdem hat Deutschland und erst recht die Gemeinde Grasbrunn gegenüber den Aufgeweckten ganz schön Boden verloren. (Gilt übrigens in ähnlicher Weise für das Thema Fernwärme. Auch da haben wir kein Netz gebaut, nachdem die Geothermie bei uns vor rund 10 Jahren nicht mehr möglich schien.)

        Ich selber habe seit meinem Eintritt in den Gemeinderat (Herbst 2011) immer wieder gefordert, dass sich die Gemeinde dieses Themas annimmt. Jahrelang hat der BM auf die Nachfrage nach einer Strategie geantwortet, dass die Gemeinde bei der Sanierung von Straßen immer GF-Leerrohre mitverlege. Ich habe das wegen künftiger Kosteneinsparung zwar begrüßt, aber immer wieder kritisiert, dass es keine Strategie sei, nur bei Gelegenheit Leerrohre zu verlegen, weil für eine Strategie wenigstens ein Ziel (Umfang & Zeitpunkt der Realisierung) und eine Vorstellung von Planung und Umsetzungsschritten formuliert werden müsse. Meine Kritik blieb jahrelang weitgehend unbeachtet, und so wurde durch den BM kein konkretes Ziel genannt. Dies war dann sogar noch nach der Vorstellung der Firma Deutsche Glasfaser GmbH im März 2019 der Fall.

        In der Folge wurden noch weitere Anträge (April 2019 v. BFG, FWG) gestellt. Obwohl der FWG-Antrag beschlossen wurde, tat sich bis Juli 2019 nichts. Deshalb im Juli 2019 habe ich noch einen Antrag an den Gemeinderat gestellt, der im September behandelt , aber mehrheitlich abgelehnt wurde, nachdem der BM im Verlauf der Diskussion erstmals darauf hingewiesen hatte, die Gemeinde führe mit einer Reihe von Unternehmen Verhandlungen. Dies war bis zu diesem Zeitpunkt unbekannt. Offenbar haben die Anträge Wirkung gezeigt. Daraufhin wurde beschlossen, das Thema im Dezember 2019 erneut zu behandeln — also de facto außer der geplanten, erneuten Behandlung immer noch nichts substantiell Neues.

        Im Dezember 2019 gab es dann in nicht öffentlicher Sitzung eine reine Sachstandinformation über die Gespräche der Gemeinde mit vier Unternehmen. Im November 2020 (fast 1 Jahr später!) soll ein Planungskonzept bekanntgegeben worden sein, was ich aber nicht verifizieren konnte (habe nur einen Hinweis aus einer Antwort der Verwaltung mit den Punkten des Konzepts auf eine Anfrage).

        Im Oktober 2021 (wieder knapp 1 Jahr später!) gab es die Vorstellung eines weiteren GF-Unternehmens, die für den weiteren Fortgang offenbar keine Rolle spielte, denn kurz danach hat die Telekom offenbar ihre Absicht erklärt, ein GF-Netz in der Gemeinde Grasbrunn zu bauen. Eigentlich sollte die Markterkundung (Fördermittel / keine Behinderung des privatwirtschaftlichen Ausbaus) ca. Mitte 2021 abgeschlossen worden sein, was dann zwischen Oktober 2021 und März 2022 endlich der Fall war.

        Im Frühjahr 2022 hat dann die Telekom ihre Pläne zum Bau des GF-Netzes konkretisiert, so dass der Gemeinderat Ende Mai eine Kooperation mit der Telekom beschlossen hat. Die Telekom hatte die Absicht, im Frühjahr 2023 mit den Planungen zu beginnen (wieder fast 1 Jahr später!), so dass der Bau des Netzes ab Mitte Oktober hätte beginnen können.

        Nun hat alles so lange gedauert, dass wir an dem bekannten Tiefpunkt angekommen sind. Es kann sein, dass gewisse Zeitdauern für die Gemeinde nicht vermeidbar waren. Das scheint mir jedoch derzeit mitnichten klar zu sein. Aber wenn GF-Projekte generell mühselig sind, dann hätte der Bürgermeister das spätestens 2016 an den Presseberichten über das GF-Projekt der Nachbargemeinde Vaterstetten erkennen und Gas geben müssen.

        Was ich aber hauptsächlich kritisiere, ist sowohl das Ignorieren meiner frühzeitigen und häufigen Hinweise auf die Bedeutung von GF-Netzen für unsere Gemeinde als auch meiner Forderungen, die Gemeinde Grasbrunn möge einen strategischen Weg zur Errichtung eines GF-Netzes einschlagen. Stattdessen hat es dem Bürgermeister jahrelang gefallen, seine Gelegenheitsverlegungen von GF-Leerrohren immer wieder als Glasfaser-Strategie zu bezeichnen.

        Von dieser leeren ‘Leerrohr-Strategie’ haben wir jetzt den Salat — einen Salat aus ein paar leeren Rohren!

        (Anm.: Meine zeitliche Beschreibung der Vorgänge um Glasfaser erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit noch auf völlig exakte Richtigkeit. Beides können Kurzrecherchen für einen Kommentar hier nicht leisten.)
        P.S.: Bürgerinnen und Bürgern kann man es nicht anlasten, wenn ihnen (V)DSL genügt. Sie müssen nicht erkennen, was zukünftig bedeutend wird. Dafür haben sie ihre Gemeinderäte und Bürgermeister gewählt. Besonders für Bürgermeister genügt es nicht, die Verwaltung führen zu können. Man muss wenigstens die Zeichen der Zeit erkennen (Visionen gar nicht mal verlangt) und dann Projekte und Qualitätsverbesserungen vorantreiben und nicht warten, bis etwas von selber geht.

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