Diskussion um Handyverbot in Schulen

Das Handyverbot an Bremens Schulen sorgt bundesweit für Diskussion – auch bei Lehrkräften am Humboldt-Gymnasium Vaterstetten, der Realschule Vaterstetten und dem Ernst-Mach-Gymnasium Haar.
Diskussion um Handyverbot in Schulen

Ein generelles Verbot, wie es Bremen ab dem 1. Juni 2025 für alle Schulen bis zur 10. Klasse eingeführt hat, stößt vor Ort auf geteilte Meinungen.

„Pauschale Verbote greifen zu kurz“, sagt eine Lehrkraft des Humboldt-Gymnasiums. Dort setzt man auf verbindliche, schulinterne Regeln, die gemeinsam mit Schüler- und Elternvertretung erarbeitet wurden. „Wir sammeln Handys in Prüfungsphasen oder bei Verdacht auf Ablenkung ein, aber grundsätzlich wollen wir Medienkompetenz fördern – nicht abschalten“, so der Tenor aus dem Kollegium. Viele Lehrerinnen und Lehrer sehen das Smartphone als Werkzeug, nicht nur als Störquelle.

Ähnlich äußert sich eine Lehrerin der Realschule Vaterstetten: „Verbote allein verhindern keine Ablenkung. Uns geht es um pädagogische Begleitung – die Jugendlichen müssen lernen, wie man mit Medien umgeht. Ein Handyverbot kann kurzfristig für Ruhe sorgen, ersetzt aber keine Medienbildung.“ Dort gelten Regelungen wie: Handys aus während des Unterrichts, in den Pausen nur in ausgewiesenen Zonen erlaubt. Bei Verstößen drohen Konsequenzen – bis hin zum temporären Einzug des Geräts.

Am Ernst-Mach-Gymnasium Haar wird das Thema derzeit intensiv diskutiert. Dort gibt es klassenbezogene Lösungen, die teilweise streng, teilweise locker gehandhabt werden. „Wir spüren in der Mittelstufe einen wachsenden Druck der Eltern, klarere Regeln zu schaffen“, sagt ein Lehrer. Unruhe, Ablenkung und Konflikte über Chatgruppen nähmen zu, besonders in jüngeren Klassen. Ein schulinternes Verbot wird derzeit geprüft, doch auch hier setzt man auf „Eigenverantwortung statt Daueraufsicht“.

Die Lehrkräfte aus allen drei Schulen sind sich einig: Digitaler Alltag ist Realität, nicht Ausnahme. Viele Schüler nutzen ihre Smartphones für Hausaufgaben, Recherche oder zur Organisation. Gleichzeitig sehen sie auch die Probleme: Ablenkung, ständiger Blick aufs Display, Gruppendruck und fehlende Konzentration. Doch statt eines generellen Verbots, wie in Bremen, wünschen sich die Pädagogen kontextbezogene Lösungen, klare Kommunikationsregeln – und vor allem: mehr digitale Ausstattung an den Schulen selbst.

Denn: Wo Schulen gut ausgestattet sind – etwa mit Tablets oder Lernplattformen – verliert das private Smartphone schnell an Bedeutung. Solange das nicht flächendeckend gegeben ist, bleibt der richtige Umgang mit privaten Geräten ein Balanceakt zwischen Pädagogik und Pragmatismus.

Fazit: Ein generelles Handyverbot wie in Bremen ist in den umliegenden Schulen derzeit kein Thema – stattdessen setzen die Schulen auf eigene Konzepte, Medienbildung und klare Grenzen. Die Devise lautet: Nicht verbieten, sondern erziehen.

Auf Wunsch der Lehrkräfte haben wir auf eine Namensnennung verzichtet.

Beitragsbild: Montage mit einem Foto von Pixabay

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