Bußjäger jagt Geisterbusse

Bußjäger jagt Geisterbusse

Wie die Süddeutsche Zeitung am 31.01.2023 berichtet, halten die Freien Wähler viele Buslinien im Landkreis München für verzichtbar und plädieren dafür, diese einzustellen.

Grasbrunns ehemaliger Bürgermeister und Landratsstellvertreter Otto Bußjäger und der Grasbrunner Gemeinderat und Kandidat der Freien Wähler für die Landtagswahl 2023 Johannes Seitner sprechen von “Geisterbussen”, die häufig ganz ohne Passagiere fahren und halten insbesondere manche Expresslinien für überflüssig. Bußjäger meinte, man müsse überprüfen, wer diese Linien überhaupt nutzt und gegebenenfalls auch den Mut haben, ungenutzte Linien auch ganz einzustellen.
Die MVG klagt zwar seit Jahren über Mangel an Fahrern, scheint das Problem der leer fahrenden Busse aber selber nicht zu erkennen. Als Konsequenz werden immer wieder Fahrpläne eingeschränkt oder Busse fahren überhaupt nicht, was vorwiegend bei der älteren Generation zu Verwirrung führt.
Auch in der Gemeinde Grasbrunn fahren viele Busse außerhalb des Berufsverkehrs fast gänzlich leer durch die Ortsteile.
Im Grasbrunner Gemeinderat wird seit Jahren immer wieder diskutiert, wie man Fahrpläne und Verbindungen optimieren könnte. In der Sitzung vom 31.01.2023 sprach Karl Humplmair Jr. (CSU) wieder den schlechten Fahrplan der Busverbindung nach Harthausen an.
Auch der mögliche Einsatz von Kleinbussen, wie sie z.B. in Vaterstetten eingesetzt werden, wurde in der Vergangenheit mehrfach diskutiert, scheiterte aber immer an der Bereitschaft der MVG. In einigen Landkreisen werden (auch von der MVG) Ruftaxis angeboten, leider bisher nicht im Landkreis München.

Landkreis und Gemeinden sollten unbedingt versuchen, mit der MVG weiterzuverhandeln oder eigene Lösungen zu entwickeln. Der Einsatz von Kleinbussen oder Ruftaxis, besonders außerhalb der Stoßzeiten, wäre wahrscheinlich praktischer und auch ökologischer, als Linien komplett einzustellen.

Kleinbus des MVG (Bild von Wikiolo – Eigenes Werk, CC BY-SA 4.0)

Quelle: Süddeutsche Zeitung
Beitragsbild: Collage mit einem Foto der MVV GmbH

7 Antworten auf “Bußjäger jagt Geisterbusse

  1. Das ist mal wieder ein Thema, in das ich mich als Mutter eines Schulkinds einklinken kann. Es gibt tatsächlich Geisterbusse, nämlich die, die überhaupt nicht kommen. Dann stehen die Kinder in Grasbrunn und müssen sehen, wie sie zur Schule kommen, in diesem Fall nach Haar. Wenn sie Glück haben kommt noch ein Bus zur S-Bahn und dann wird noch schnell in die Bahn gesprungen.

    Umgekehrt würde ich mir auch häufigere und an Schulendzeiten angepasste Busse wünschen. Ja, die Kinder könnten ggf. auch mit der Bahn nach Vaterstetten fahren. Aber mit der ungünstigen Taktung zwischen Bahn und Bus steht man dann auch öfter da.

    Außerdem habe ich mich schon öfter gefragt, ob man außerhalb der Stoßzeiten nicht auch kleinere Busse wie in Vaterstetten einsetzen kann.

    Wer diese Diskussion ins Rollen bringt ist mir eigentlich egal. Es wäre schön, wenn sie auch zu Ergebnissen führt. 💪🏻

  2. Aus meiner Sicht sind die Busse leer, weil sie keine attraktiven Routen in angemessener Zeit befahren.

    Zum Beispiel benötige ich von der Haustür bis Vaterstetten Bahnhof zu Fuß 15-20 Minuten, je nach Tempo.
    Fast direkt vor meiner Haustür fährt eine Buslinie zu S-Bahn Haar, dreht dabei mehrere Kurven durchs Klinikviertel und benötigt damit genauso lange wie der Fußweg, eine Zeitersparnis gibt es also nicht. Da gehe ich lieber zu Fuß und bin von etwaigen Verspätungen unabhängig.

    Ebenso könnte ich zehn Minuten zur Buslinie laufen, die nach Vaterstetten Bahnhof fährt, und dort nochmal 350 Meter von der Haltestelle an der Landkreisgrenze bis zum Bahnhof laufen. Auch hier habe ich keine Zeitersparnis gegenüber einem kompletten Fußweg zur Haltestelle.

    Buslinien nach Baldham oder generell zu den Einkaufsmöglichkeiten in Vaterstetten/Baldham gibt es ebenfalls keine da anderer Landkreis. Genau das sind aber die kurzen Wege, die benötigt würden, um tägliche Erledigungen oder den Arbeitsweg mit öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen.

  3. Ein Gedanke bitte:
    Bei einem oder mehreren leeren Bussen (fast leer zumindest, ein Fahrer sollte schon drinnen sein 😉 ), drängt sich auf, dass die Linie eventuell nicht nachgefragt und damit obsolet sein könnte. Die schlechte Auslastung könnte aber auch an einer unattraktiven Taktung liegen, da z. B. bei einer stündlichen Linienbedienung Folgeanschlüsse nicht erreicht werden können (U-Bahn, S-Bahn etc.). Die P&R Parkplätze in Vaterstetten und Haar sind zumindest immer reichlich gefüllt.

    1. Richtig 👍 auch um diesen Bereich geht es bei den von uns geforderten Evaluierungen!
      Die Angebote müssen passen.
      Z.B. sollte der 240 um 11.26 für die Erstklässler bis Harthausen fahren.

  4. Lieber Herr Penzel,

    vielen Dank für Ihren Diskussionsbeitrag. Wie Sie in Ihrem letzten Absatz schreiben “brauchen wir mehr Politiker, die sich mit Plan und Verstand an ein bedarfsgerechtes, flexibles und bezahlbares Nahverkehrskonzept machen”. In dieser Forderung sind wir uns einig.
    Otto Bußjäger und ich stehen zu mehr ÖPNV und sehen die Notwendigkeit einer neuen Linie Zeit zu geben, damit sich eine Nachfrage entwickeln kann.
    Gleichzeitig bedarf es einer kontinuierlichen, datenbasierten Überprüfung des Angebots, um festzustellen, wo und wie oft Fahrgäste bestehende und neue Linien nutzen.
    Wir wollen, wie Sie, ein qualitativ hochwertiges Angebot zu attraktiven Preisen. Damit wir dieses Ziel erreichen, ist die regelmäßige Evaluierung des ÖPNV-Angebots unerlässlich, auch wenn sie im Einzelfall zur Einstellung einer Buslinie führt.
    Wir fordern, dass das Angebot flexibel auf die Nachfrage von Fahrgästen angepasst wird, die Linien zu stärken, die gut bis sehr gut angenommen werden und dort wo nachweislich leere Busse auf einer Route fahren, also Fahrgäste das Angebot auch nach mehreren Jahren nicht nachfragen, nach neuen, besseren Lösungen zu suchen. Ein Beispiel für diese neuen Lösungen sind die im Pilotversuch betriebenen MVV-Flexbusse.

    Beste Grüße
    Johannes Seitner

  5. Ich bin schlicht erschrocken, dass zwei noch aktive Politiker so unglaublich unreflektierte und arrogante Aussagen in der Presse machen! Aber wahrscheinlich sind/waren beide schon lange nicht mehr (falls jemals) auf den öffentlichen Nahverkehr angewiesen….

    Keine Frage ist, Nahverkehr ist gerade in kleineren Gemeinden im Outback Münchens, wie z.B. Grasbrunn, problematisch. Aber er ist nicht, wie Otto Bußjäger und Johannes Seitner von den Freien Wählern mit ihren Aussagen suggerieren, verzichtbar – noch nicht einmal manchmal!

    Wenn Busse ihre Fahrt ohne Kunden machen, mag das für Unwissende wie rausgeschmissenes Geld aussehen. Aber es ist gerade die Inkaufnahme von Leerfahrten, die den Nahverkehr für die meisten Menschen ohne Auto erst zu einer echten Alternative werden lassen.

    Denn der ÖPNV ist nicht nur Menschen, die sich kein Auto leisten können, er ist auch das Rückgrat für eine Verkehrswende und damit Transportmittel der Wahl einer nachhaltigen Gesellschaft.

    Und daher wollen sich zukünftig vielleicht immer mehr Menschen auch gar kein Auto mehr leisten? Zum Beispiel “die Jugend”, wie sie im Artikel der Süddeutschen genannt wird, oder Menschen mit der Überzeugung, ein Leben ohne Auto und mit sauberen Verkehrsmitteln führen zu wollen. Offensichtlich zählt sich das Freie Wähler Duo Bußjäger/Seitner weder zum einen noch zum anderen.

    Wir brauchen also nicht weniger Busse, sondern wir brauchen mehr Politiker, die sich mit Plan und Verstand an ein bedarfsgerechtes, flexibles und bezahlbares Nahverkehrskonzept machen (wie war das noch mal mit dem “49-Euro-Ticket”?). Wir brauchen weniger markige Sprüche und Stammtischparolen als handfeste und kompetente Meinungsbildung und Ausübung politischer Mandate im Sinne der Bürger.

    1. Zuerst zeigt ihr Kommentar, wie schwer es ist, ordentlich zu recherchieren und aus der Summe der Ergebnisse auch noch die richtigen Schlüsse zu ziehen.
      Lassen Sie uns trotzdem das Thema versachlichen oder zumindest den Versuch starten, das ÖPNV System weiter zu verbessern und die dazu notwendigen Gelder zielgerichtet einsetzen! Genau um diesen Bereich geht es bei den von uns geforderten Evaluierungen. Nicht leere Busse verbessern das System – sondern attraktive Angebote und hier gibt es viele Möglichkeiten.
      Es gehört jedoch auch der Mut dazu, sich von Angeboten – welche nicht angenommen werden – zu trennen oder zu hinterfragen, warum diese nicht angenommen werden.

      Wir FW stehen grundsätzlich den angebotsbezogenen Busplanungen positiv gegenüber. Es ist trotzdem notwendig, dass wir Angebote nach 3-4 -5 Jahren überprüfen, evaluieren und reflektieren. Dies ist schon alleine deshalb notwendig, da uns das europäische Ausschreibungsrecht dazu zwingt, bereits drei Jahre vor einer Neuvergabe die Ausschreibung konkret anzukündigen.
      Zum Zeitpunkt der Evaluierung und der Ergebnispräsentation sind die Erhebungen den betroffenen Gemeinden zur Kenntnis zu geben und sollten vor Ort über die Zukunft diverse Linien beraten werden.

      2020 wurde im Mobilitätsausschuss der Nahverkehrsplan des Landkreises verabschiedet, gerade wir FW stehen für Verdichten, verbinden, ausbauen!
      Das ganze ökologisch und in Zukunft auch autonom. Der Landkreis München setzt auch auf neue Techniken, nur so können wir die Verkehrsströme in Zukunft bewältigen und managen.
      Der konsequente Weg einer Angebotsplanung ist der Schlüssel dafür, dass unsere Bürger und Gäste gerne auf die öffentlichen Verkehrsmittel umsteigen.
      Zuverlässig, komfortabel, schnell und preiswert sind für uns die wichtigsten Rahmenbedingungen!

      Es ist ein ständiger Wettlauf, die Fahrpläne und Routen des ÖPNV an die aktuellen Bedürfnisse der Nutzer anzupassen. An diese Stelle sei als Beispiel die Buslinie 240 Vaterstetten-Haar-Grasbrunn Harthausen – und ab Dezember 2023 bis Höhenkirchen genannt.

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