Kletterwald Vaterstetten wird erweitert – und sorgt für Kontroversen

Der Kletterwald an der Ottendichler Straße soll modernisiert und erweitert werden – doch nicht alle sind einverstanden.
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Der Kletterwald an der Ottendichler Straße steht vor einem großen Umbruch: Zehn Jahre nach seiner Eröffnung plant die Betreiberfirma Estermann Event & Abenteuer GmbH eine umfassende Modernisierung und Erweiterung des beliebten Freizeitgeländes – mit mehr Gastronomie, zusätzlichen Verkaufsständen, neuen Attraktionen und deutlich mehr Parkplätzen. Doch die Pläne stoßen nicht nur auf Zustimmung.

Die wichtigsten Eckpunkte der Erweiterung: Ein neuer Gastrobereich mit 800 Quadratmetern Außengastronomie soll künftig Platz für bis zu 350 Gäste bieten. Zwei Verkaufsstände ergänzen das Angebot – darunter auch für Kindergeburtstage und kleinere Events. Im Winter ist eine Eisstockbahn auf dem Gelände vorgesehen. Geplant sind außerdem ein 180 Quadratmeter großer Bogenschießplatz, ein neues Müllhäuschen und weitere Infrastrukturelemente wie E-Ladesäulen, Fahrradstellplätze und eine öffentliche Radl-Reparaturstation.

Einen besonders heiklen Punkt stellt die Erweiterung des Parkplatzes dar. Um dem bisherigen Wildparken am Straßenrand Einhalt zu gebieten, sollen 88 neue Stellplätze geschaffen werden – insgesamt 148 Plätze auf rund 1.440 Quadratmetern. Die Gemeinde begrüßt diesen Schritt zur Verkehrsberuhigung, zumal die Betreiber künftig Parkgebühren von drei Euro erheben wollen, um Besucher zur Nutzung von Fahrrad und ÖPNV zu motivieren.

Doch die Erweiterung hat ihren Preis – insbesondere für die Natur. Das gesamte Gelände liegt in einem Bannwaldgebiet. Für die geplanten Maßnahmen müssen mehr als 60 Bäume gefällt werden. Der Wald, teilweise über 100 Jahre alt, verliert damit offiziell seine Waldeigenschaft. Mit der 24. Änderung des Flächennutzungsplans wird das Areal nun als Sondergebiet „Kletterwald“ ausgewiesen – mit Baumschutzverordnung statt Bannwaldstatus.

 

Diese Entscheidung sorgt für erheblichen Gegenwind. Der Bund Naturschutz warnt vor einer schleichenden Kommerzialisierung und kündigt sogar eine Normenkontrollklage an. Auch die Forstbehörde Ebersberg äußert starke Bedenken: Das Landschaftsbild, die Waldfunktion und der ökologische Luftaustausch würden durch Versiegelung, Überdachungen und Wege massiv beeinträchtigt. Der Wald werde zur Kulisse, der Baum zum Statisten – so der scharfe Vorwurf.

Bereits in der Vaterstettener Gemeinderatssitzung am 23.11.2023 stieß die geplante Erweiterung auf Widerstand, hauptsächlich wegen nicht genehmigter Strukturen, geplanten Baumfällungen für Parkplatz und Erweiterungen und die Nutzung einer als Kiosk geplanten Hütte als Ausflugslokal

In der Sitzung des Bau- und Straßenausschusses Vaterstetten am 20.05.2025 waren sich die Vaterstettener Gemeinderäte auch alles andere als einig. Während SPD und Grüne klare Abwägungsprobleme zwischen Naturschutz und Wirtschaft sahen, sprach sich die CSU für die Erweiterung aus. Die Estermann Event & Abenteuer GmbH investiert über eine Million Euro, auch die Ausgleichsflächen an der Kreisstraße EBE 17, in Zorneding, Pöring und am Ottendichler Kreisel seien vorgesehen. CSU-Wirtschaftsreferent Michael Niebler sieht in der Modernisierung einen klaren Gewinn für die Gemeinde und lobt den Kletterwald als beliebten Ort der Erholung und Freizeitgestaltung.

Wann genau mit den Bauarbeiten begonnen wird, ist aktuell noch unklar. Die planerischen Weichen sind jedoch gestellt – und mit ihnen auch ein klares Signal: Der Spagat zwischen Naherholung und Naturschutz wird in Vaterstetten neu ausgelotet.

Foto: Kletterwald Vaterstetten
Grafik: Gemeinde Vaterstetten

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