Parkplatz wird zur Kostenfalle: Abschleppaktion sorgt für Unmut

Ein unerwartetes Abschleppmanöver auf dem "Avenio-Parkplatz" in Vaterstetten hat für Aufregung gesorgt. Was viele als eine harmlose Parkmöglichkeit für Veranstaltungen der Volkshochschule oder Musikschule ansahen, entpuppte sich für einige Autofahrer als teure Falle.
Parkplatz wird zur Kostenfalle: Abschleppaktion sorgt für Unmut

Am Abend des 13. Februar 2025 parkte ein junger Schüler der Musikschule Vaterstetten während einer Probe in der Musikschule auf dem Parkplatz des ehemaligen Avenio an der Baldhamer Straße. Obwohl dort Schilder auf die private Nutzung und die Gefahr des Abschleppens hinwiesen, wurde dieser Bereich bisher oft auch außerhalb der Geschäftszeiten genutzt. Besonders, da aktuell nur noch der Fristo Getränkemarkt in Betrieb ist, gingen viele davon aus, dass sie nachts dort niemanden stören würden.

Nach der Probe dann der Schock: Mindestens zwei Autos waren verschwunden. Eine Nachfrage bei der Polizeiinspektion Poing ergab, dass das Fahrzeug von der Firma Abschlepphilfe24 GmbH nach Gröbenzell abgeschleppt worden war. Laut Polizei sei dieses aggressive Vorgehen neuerdings gehäuft zu beobachten. Sie bestätigte, dass einige Abschleppfirmen vor allem auf Profit aus seien und sich die Situation zuspitze.

Die Abholung des Fahrzeugs am nächsten Morgen gestaltete sich als unangenehme Erfahrung. Der betroffene Vater berichtete, dass er nicht einmal das Gelände betreten durfte. Stattdessen musste er an einem videoüberwachten Drehkreuz die Bezahlung – inklusive EC-Kartenzahlung – abwickeln, bevor er sein Auto auslösen konnte.

Die Rechnung fiel mit 730 Euro extrem hoch aus. Der Betrag setzte sich wie folgt zusammen:

  • Zwei Stunden Einsatzdauer à 319 Euro
  • 50 % Nachtzuschlag
  • Zwei Tage Standgebühr (obwohl das Auto nur eine Nacht dort stand)

Eine Recherche zu Abschlepphilfe24 ergab, dass es zahlreiche ähnliche Fälle gibt. Viele Betroffene berichten von ähnlich hohen Forderungen, was auf eine systematische Vorgehensweise hinweist.

Eine Nachfrage beim ADAC ergab, dass der Preis vermutlich weit über den branchenüblichen Sätzen liegt. Der Automobilclub riet dazu, eine sogenannte Abtretungserklärung vom Abschleppdienst einzufordern. Diese würde aufzeigen, dass der eigentliche Auftraggeber des Abschleppens – und damit der Zahlungspflichtige – nicht der Autofahrer, sondern der Eigentümer des Parkplatzes ist.

Abschlepphilfe24 verweigerte die Herausgabe einer solchen Erklärung, teilte aber mit, dass der Auftraggeber Lidl Immobilien GmbH & Co. KG sei. Die Immobilientochter von Lidl, vertreten durch MVGM Property Management Deutschland GmbH, sei verantwortlich für das Parkraum-Management des Geländes.

Besonders brisant: Lidl hat selbst immer noch kein Geschäft auf dem Gelände eröffnet, lässt aber bereits abschleppen. Dieses Vorgehen sorgt für Empörung bei vielen Anwohnern. Ein Betroffener kommentierte: „Ein ziemlich schäbiges Geschäftsgebaren, besonders wenn man hier demnächst einen Markt eröffnen will.“

Eine Anfrage an Lidl blieb bislang unbeantwortet. Da die Familie des betroffenen Musikschülers keine Rechtsschutzversicherung besitzt, wird sie keine rechtlichen Schritte einleiten. Dennoch bleibt die Frage: Ist dieses Vorgehen wirklich rechtens? Und werden in Zukunft noch mehr Autofahrer auf diesem Parkplatz zur Kasse gebeten?

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