Man könnte fast meinen, die Windkraftpläne in Grasbrunn hätten endlich den Turbo gezündet, als gleich zwei Anträge zur Errichtung von Windkraftanlagen auf der Tagesordnung der Bauausschusssitzung standen. Doch weit gefehlt – wie immer geht es im Schneckentempo mit angezogener Handbremse voran.
Rückblick: Das Landratsamt München genehmigte der Gemeinde im Januar 2024 vier Flächen für Windkraftanlagen. Große Pläne, viel Hoffnung, dachte man. Doch nur wenige Monate später – im Mai – tauchten diese Flächen im Vorabentwurf des Regionalen Planungsverbands plötzlich nicht mehr auf. Na, wer hätte das gedacht? Grasbrunn und Windkraft – das scheint irgendwie nicht zusammenzupassen. Statt frischem Wind weht hier offenbar nur laue Luft.
In der gestrigen Sitzung standen also zwei Anträge zur Debatte. Gleich zwei Privatinvestoren wollen auf derselben Fläche in Keferloh Windkraftanlagen errichten. Doch, anstatt dass die Sache endlich an Fahrt gewinnt, driftet man eher in die Sackgasse des bayerischen Bürokratie-Dschungels. Da hilft auch kein Windrad, wenn die Bremsklötze fest sitzen.
Die große Kunst der minimalen Unterschiede
Ja, es gibt Unterschiede. Die Höhe der Windräder variiert um ein paar Meter, und die Zufahrtswege sind nicht ganz identisch. Aber im Großen und Ganzen sind beide Anträge fast identisch – bis auf den kleinen, aber feinen Unterschied: Antragsteller 2 hat das Zauberwort „Bürgerbeteiligung“ im Gepäck. Und das scheint für manchen Gemeinderat schon das Argument zu sein, das den Ausschlag gibt. Schließlich dürfen die Bürger ja auch ein bisschen was vom Kuchen abhaben – 24,9 % Beteiligung, um genau zu sein. Fast ein Viertel! Da werden die Herzen der Windkraftgegner bestimmt erweicht…
Windstille statt Aufbruchsstimmung
Natürlich wäre es zu einfach, wenn man einfach mal pragmatisch entscheiden würde. Max Wallleitner (Bündnis 90/Die Grünen) wollte lieber erst mal einen Mediator einschalten, denn nichts schreit nach „Effizienz“ wie endlose Verhandlungen. Sven Blaukat (FDP) befürwortete beide Anträge, gab aber zu bedenken, dass die Gemeinde Haar die Anträge wohl sowieso ablehnen wird – na dann, warum sich überhaupt anstrengen?
Das Abstimmungsergebnis? Überraschung! Antragsteller 1 wird mit einem sauberen Patt (6:6) abgelehnt. Antragsteller 2 hingegen schafft es – warum? Richtig, Bürgerbeteiligung! Ein cleverer Schachzug, der mit 7:5 knapp durchgeht. Die CSU? Natürlich geschlossen gegen beide Anträge – man bleibt sich ja treu.
Windkraft in Bayern: Auf der Stelle treten statt Durchstarten
Und so endet das Spektakel, wie es begann: mit viel Bürokratie, noch mehr Unsicherheit und einer gehörigen Portion Frust. Die Windräder, die vielleicht mal den Strombedarf der Region decken könnten? Stehen in den Sternen. Denn entscheiden darf am Ende natürlich das Landratsamt München. Bleibt nur die Frage, ob wir dann immer noch im Jahr 2024 sind – oder ob Grasbrunn es bis dahin schafft, das Thema Windkraft so weit zu verschleppen, dass es schlicht niemanden mehr interessiert.
Eins ist sicher: Grasbrunn bleibt dem Motto treu – wenn Windkraft, dann bitte nur mit angezogener Handbremse!
Update: Presseerklärung von Bündnis 90/Die Grünen Grasbrunn zur o.g. Sitzung.
zu der Sitzung
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Nun doch keine Windräder in Höhenkirchen-Siegertsbrunn vom 08.07.2024)
Auszug aus der SZ: „Dennoch, sagt Korneder, würden die zulässigen Lärmgrenzen eingehalten.“ Bei diesem Statement kann ich nur den Kopf schütteln. Entlang der A99 haben nahezu alle Gemeinden einen Lärmschutzwall errichten, mit Ausnahme des Gemeindeanteils Neukeferloh. Die Lärmbelastung durch die A99/B471 – insbesondere nachts – ist unbeschreiblich. …und was macht die Gemeinde/der Bürgermeister? Seit Jahren NICHTS! …und jetzt sollen auch noch Windräder aufgestellt werden? Geht es wieder um Geld? Wer profitiert davon? Bitte um Nennung der Personen/ Gesellschaften und deren Einnahmen pro Jahr und pro Windrad!!!
Sehr geehrter Jörg, eine Frage bitte: Wenn der Lärm so “unbeschreiblich” ist – wieso sind Sie dann hierher gezogen?
Vielen Dank für ihren Hinweis – ich bin hier aufgewachsen und wohne hier schon seit Jahrzehnten, es ist meine Heimat. In unserer Gemeinde ist vieles gut. Die Lärmbelastung im Ortsteil Neukeferloh ist jedoch nicht gut und die Gemeinde könnte etwas dagegen tun – andere Gemeinden haben es auch geschafft.
Viele Grüße
Jörg
Das Gegen-Argument “Lärm” von Windkraftanlagen wird oft genutzt. Dabei haben die Menschen in Bayern eigentlich wenig praktische Erfahrung damit…
Wie auch immer – wer sich mal einen seriösen Eindruck von diesem “Lärm” machen möchte: Hier ein Vergleichsfilm auf YouTube.
Soweit ich mich erinnern kann wurden die zuerst gemeldeten Flächen außerhalb der Waldgebiete an das Landratsamt gemeldet.
Nun soll eine extreme Waldrodung stattfinden? – Das geht gar nicht
6 Windräder sind nicht möglich auf der Fläche der vom Antragsteller vorgegebenen Standorte. Ziel der Mediation ist das die Antragsteller ein Kompromiss auf den Standorten finden.
Laut Münchner Merkur und SZ von heute haben sich die Antragsteller doch bereits verständigt (auf fünf Windräder). Also wo ist das Problem?
Ich sitze im Gemeinderat. Am Dienstag in der Sitzung war noch keine Einigung nach Aussage Antragsteller. Das ist das Problem.